Aufzug statt Karriereleiter

Im Verwaltungstrakt St. Bernhard wird gebaut. Es gibt eine neue Herren-Mode — und ein Lob für Günter Rudnick.

Neersen/Schiefbahn. Die Karriereleiter müssen die Mitarbeiter der Stadt im Verwaltungsgebäude St. Bernhard künftig nicht mehr erklimmen: Im Büro-Gebäude in Schiefbahn wird jetzt ein Aufzug installiert, der einen ratzfatz in die Höhe befördert. Dahinter steckt selbstverständlich kein amtlich verordneter Karriereschub, sondern eine gute Idee: Auch Behinderte, Frauen mit Kinderwagen und alte Menschen sollen problemlos in die oberen Etagen kommen.

Vergangene Woche hatte der Stadtflüsterer an dieser Stelle verraten, dass die schlechte Botschaft über den Abzug des Elektronik-Riesen LG aus Willich aus der Viersener Wirtschaftsförderung durchgesickert war. Ratsherr Bernd-Dieter Röhrscheid hatte das verraten. „Von uns kam das aber nicht“, betont der Viersener Dezernent Gerd Zenses, der früher in Willich für die Wirtschaftsförderung zuständig war. Wenn es nach ihm gehe, bleibe LG in Willich. Als mögliche Quelle der schlechten Nachricht bliebe dann nur noch die Wirtschaftsförderung des Kreises übrig.

Das sind die Erfolgsmeldungen, die man gerne hört: Der Kreis Viersen berichtet, sein neuer Service werde richtig gut angenommen. Zur Erinnerung: Das ist die Telefonnummer 115, unter der man Verwaltungsfragen stellen kann. Der Erfolgsmeldung des Kreises möchte der Stadtflüsterer noch ein Detail hinzufügen: Unter den 100 Anrufern, die der Kreis feiert, war niemand aus St.Tönis. Denn die St. Töniser mit ihrer Krefelder Telefonvorwahl sind ja bekanntlich bei diesem Service außen vor. Weil sie mit ihren 23 000 Einwohnern ein Randproblem sind, was ihnen ja vergangene Woche auch so bescheinigt wurde.

In Sachen Mode, das müssen wir an dieser Stelle unumwunden zugeben, ist der Stadtflüsterer eine absolute Niete. Beratung kann er sich aber offenkundig in Willich und Viersen holen. Traten doch in der vergangenen Woche Bürgermeister Josef Heyes und der Kreis-Wirtschaftsförderer Rolf Adolphs bei offiziellen Auftritten jeweils im kurzärmeligen T-Shirt über dem weißen Hemd auf — Heyes beim WDR-Besuch in Neersen, Adolphs auf der Tourismus-Börse in Berlin. Sahen cool aus, die Herren.

Die Schiefbahner Torfmöps waren beim Kinderzug der Neersener Schlossgeister mit einem großen Wagen vorgefahren, auf der die Kapelle Klein-Jerusalem thronte. Ganz klar stellte man Besitzansprüche an die Kapelle. „Volkstümlich sagte und sagt man immer schon die Kapelle Klein-Jerusalem in Neersen. Das ist auch richtig so“, teilte Baldur Vander aus Niederheide jetzt dem Stadtflüsterer mit. Die Kapelle liege jedoch laut Grundbuch seit ewigen Zeiten auf Schiefbahner Gemarkung. Den Jungs von den Torfmöps gibt er daher mit auf den Weg, dass sie vor dem Zug vielleicht einmal den Bürgermeister hätten fragen sollen. Der sei nämlich sehr stolz auf diesen Fakt und lasse keine Gelegenheit aus, das zu betonen.

Bekanntlich hat ja die Vorster Siedlerschänke ihre Türen geschlossen. Mehr als 50 Jahre war sie das Vereinslokal der Vorster Siedlergemeinschaft. Die bedankt sich bei „ihrer“ erkrankten Wirtin auf besonders nette Art für die langjährige Betreuung: Helmut Nitzsche hat nämlich ein Gedicht geschrieben, das wir hier auzugsweise veröffentlichen:

Die Vorster Siedlerschänke — ade- Am Abend wird kein Transparent die Bruchstraß‘ noch erhellen. Und niemand wird bei Sonnenschein Bestuhlung auf den Parkplatz stellen. Die Siedlerschänke gibt´s nicht mehr, ‘zig Jahre hielt sie stand. Was damals Kirchhoffs aufgebaut, derzeit ein Ende fand.

(...) Lt. „Kander“ die Brigitte war „Mutter der Kompanie“.

Am Samstag an der Theke stand manch´ Stammgast schon sehr früh. Ob Karneval, ob Schweineblut, die Gaststätte war voll. Und mancher heute ist betrübt, weil´ s nicht mehr so sein soll.

(...)

Das Licht ist aus, der Zapfhahn zu, Dank sagen viele Gäste. Brigitte und dem Ulli wünschen sie nur das Allerbeste.

„Ich wohne wirklich gerne hier.“ Das sagt der St. Töniser Günter Rudnick, gebürtiger Sylter und seit 38 Jahren am Niederrhein heimisch. Manchmal, räumt der Rentner ein, mache die Stadt es einem aber wirklich nicht leicht. „Ich vermisse mal ein Dankeschön von der Stadt für Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzen“, sagt er. Bevor Sie, liebe Leser, nun vorbehaltlos zustimmen, sollten Sie wissen, dass Herr Rudnick sich auch ein bisschen selbst meint. Er hat sich nämlich seit Jahren sehr dafür engagiert, dass am Pastorswall nach Herzenslust gebolzt werden kann. Das hat aber auch ein Löbchen verdient, sagt der Stadtflüsterer.

Mehrere Bäume sind im schönen Park von Haus Raedt in Vorst gefällt worden. Haus Raedt liegt wenige hundert Meter vom Ort entfernt an der Landstraße nach Kempen. Die gefällten Stämme sind von der Landstraße aus zu sehen. Der Eigentümer des Herrenhauses will neue Bäume pflanzen, hochwertige heimische Gehölze setzen. Diese Ankündigung tröstet doch wenigstens über den Verlust der nicht mehr standfesten Bäume hinweg.

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