Anrather Bürgerverein: Wo die Geschichte lebendig wird

Es gab ein großes Gedränge beim Tag der Archive in den Räumen des Anrather Bürgervereins.

Anrather Bürgerverein: Wo die Geschichte lebendig wird
Foto: Reimann

Anrath. Der Tag der Archive fand jetzt erstmals in den neuen Räumen des Bürgervereins Anrath statt. Er machte zweierlei deutlich: Erstens, dass sich sehr viele Menschen für die Historie interessieren. Und zweitens, dass Heimat- und Geschichtsfreunde Willich, Bürgerverein Anrath und das Archiv der Stadt Willich sehr gut zusammenarbeiten. Diese Zusammenarbeit soll sogar noch besser werden.

Werner Genings, Leiter des Archivkreises des Bürgervereins, war einerseits über die große Resonanz erfreut. Andererseits musste er feststellen: „Unser neuer Raum ist zu klein, obwohl sich die Raumsituation schon verbessert hat, seit wir hier sind.“ Aber nach wie vor sei man auf einen Raum in der Johannesschule angewiesen. Es dauerte nicht lange, bis das Gedränge groß war. „Wir arbeiten daran, alle Zeitungsartikel der letzten fünf Jahre, soweit sie Anrath betreffen, einzuscannen.“ Wolfgang Bongartz hat diese Aufgabe übernommen.

Worauf Christoph Carlhoff schon ein bisschen stolz ist: „Die Leddschesweäver existieren mittlerweile schon 18 Jahre, und wir haben ein kleines eigenes Archiv.“ Carlhoff bot Publikationen feil wie die Jahrbücher des Bürgervereins. Sein Buchtipp: „Die Geschichte der Gemeinde Anrath von Gottfried Kricker ist zwar schwer zu lesen, aber sehr informativ.“

Stadtarchivar Udo Holzenthal hatte ein Münz-Quiz vorbereitet. Die älteste Münze stammt aus der Zeit um 117 nach Christus, als Kaiser Hadrian das Römische Reich regierte.

Marlene Mathes war die Ansprechpartnerin für alle, die sich für Ahnenforschung interessieren. Sie hatte neben vielen guten Tipps auch ein Sütterlin-Alphabet mitgebracht — Sütterlin war bis zum Ende des 2. Weltkriegs die Haupt-Schreibschrift. Marlene Mathes zeigte auch Urkunden, die die Geschichte lebendig machten: 1807, als Napoleon regierte, war es noch ein „Acte de Naissance“, auf einer Urkunde 15 Jahre später, als längst die Preußen das Sagen hatten, hieß ein entsprechendes Dokument wieder „Geburtsurkunde“.

Heimatverein, Bürgerverein und Stadtarchiv planen mittels eines Programms, das „Faust“ heißt, einen gemeinsamen Zugriff auf bestimmte Daten. Herbert Gehlen aus Schiefbahn hat fast 500 Höfe im gesamten Stadtgebiet erfasst. Mechthild Zuschlag hat rund 4500 Totenzettel ausgewertet - sie erzählten einst viel über das Leben des Verstorbenen. „Heute sind Totenzettel Raritäten, deshalb bedienen wir uns der Todesanzeigen und versuchen, Informationen wie den Beruf und Besonderheiten — zum Beispiel, wenn jemand Schützenkönig war — zu erfassen“, erklärte Zuschlag.

Bernd-Dieter Röhrscheid vom Heimatverein verriet, wie die nächste große Ausstellung im Herbst 2017 in Kamps Pitter heißen wird: „Reise ins Ungewisse.“ Hier wird das Schicksal der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen beleuchtet.

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