Anrath: Treffer zwischen Kicker und Tee-Theke

Im Jugendheim Titanic boxt die Jugend und trainiert damit die Selbstkontrolle.

Anrath. Die Rechte kommt diagonal, der Junge pendelt den Schlag aus, duckt sich weg, geht zum Konter über. "Break", ruft der Trainer die schwitzende Truppe zur Pause. Die zwölf Boxer, von Alter, Größe und Nationalität bunt gemischt, lassen die Handschuhe sinken, schnappen nach Luft. Kein Gym, kein Boxstall - Schauplatz ist das Jugendheim Titanic in Anrath. Boxen zwischen Kicker und Tee-Theke.

Mit dem Boxprojekt sind die Willicher Streetworkerin Marion Tank und der ausgebildete Jugendtrainer Kai Burchardt sowie eine Gruppe Jugendlicher in Anrath unterwegs. Ein Weg weg von aggressionsgesteuerter Gewalt gegen andere und auch gegen Dinge, hin zu körperlicher Fitness und Fairness, hin zu Selbstkontrolle, Steuerung und einem Stück Gelassenheit.

Berichte über zunehmende Gewalt bei Jugendlichen gegenüber anderen, auch Gewalt gegenüber Dingen, Sachbeschädigungen nehmen zu. Tank: "Leider geht dieser Trend auch nicht an Willich vorbei. Immer häufiger ist hier zu beobachten, dass Jugendliche zu Gewalt neigen. Bushaltestellen, Geräte auf Kinderspielplätzen werden zerstört, Gewalt und Alkohol sind da oft unselige Partner.

Viele Jugendlichen haben schon etliche Anzeigen wegen Körperverletzungen und Sachbeschädigungen. Leider haben die Strafen, wie Sozialstunden oder Bewährung, wenig Einfluss auf die Jugendlichen." Das Projekt sieht Kamp als eine Möglichkeit, Jugendliche beim Kampf gegen ihre Defizite zu unterstützen. Im Boxprojekt sollen überschüssige Energie und Aggressionen kanalisiert werden, das Einhalten von Regeln und Fairness spielen die übergeordnete Rolle.

Jugendliche in Krisensituationen (Probleme mit Eltern, in der Schule, bei der Arbeit) tragen ihre Konflikte oft über andere aus: man schlägt sich, zerstört Gegenstände. Aggressionen gehören zum Menschen. Sie zu steuern, kann man lernen. Tank: "Das Boxtraining kann beisteuern: Die Jugendlichen lernen, sich mit anderen auseinander zu setzen, dabei Regeln und Grenzen einzuhalten."

Das Boxen wird von einem ausgebildeten Trainer durchgeführt. Die Jugendlichen (auch Mädchen) sind mit Feuereifer dabei. Das Training steht im Mittelpunkt, echte Kämpfe im Ring sind nicht das Ziel. Gesucht wird ein geeigneter Rau, in dem man Konditionsbolzen und Boxtraining auf Dauer kombinieren kann. Derzeit ist man in der Josefshalle, die aber wegen des Stadtjubiläums bald nicht mehr genutzt werden kann.

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