Anrath: Nur dürftige Hinweise auf den Kirchenstifter

Geschichte: Heribert von Köln soll den Anrathern ihre Kirche spendiert haben. Doch die historischen Quellen sind dürftig.

Anrath. Gerhard Rehm legt sich ungern fest. "Alle Aussagen kann man nur im Hinblick auf die Quellenlage und nach persönlicher Einschätzung treffen", sagt der Kreisarchivar. Er hielt am Montagabend auf Initiative des Bürgervereins Anrath einen Vortrag über Heribert von Köln.

Der wurde 970 in Worms geboren und starb 1021 in Köln. Als dortiger Erzbischof gilt er als Gründer der Kirche von Anrath. Doch die Quellenlage ist dürftig.

"Beim 10.Jahrhundert sieht es nicht gut aus", sagt Rehm. Er ist sich jedoch sicher, dass Heribert den Anrathern eine Kirche stiftete und sie aus dem Kirchspiel Kempen löste. Damit wollte er ihnen und den Priestern den beschwerlichen Weg zur Messe oder zur letzten Ölung ersparen und so ihrem Seelenheil Vorschub leisten. "Demnach war Anrath schon vorher besiedelt, sonst hätte eine Kirche ja keinen Sinn gemacht."

Die Stiftungsurkunde für die Kirche ist jedoch verloren gegangen. Eine weitere Quelle besagt, dass Heribert im Jahr 1019 oder 1020 Anrath an die Benediktiner-Abtei Deutz verschenkte. Ob dieses Dokument - das in den Trümmern des Kölner Stadtarchivs liegt - echt ist, darüber gibt es geteilte Meinungen. Denn die Deutzer Abtei wurde wiederholt belagert und gebrandschatzt. Man kann sich nicht sicher sein, dass die vorhandene Kopie der Urkunde mit dem Original inhaltlich identisch ist.

"Da gab es Fälscherwerkstätten", urteilt Rehm harsch - und nach heutigen Wertmaßstäben. Denn die einzigen des Schreibens kundigen Männer waren Kleriker. Denen erschien es durchaus legitim, wenn sie beim Erstellen einer Kopie - nach Verlust der Originale - im Interesse ihrer Ordensgemeinschaft handelten. "Das war ja im Namen ihres Heiligen", sagt Rehm.

Er stützt sich bei seinen Forschungen unter anderem auf die Wilmius-Chronik aus dem 17.Jahrhundert. Johannes Wilmius war Geschichtsschreiber in Kempen und gilt als besonders zuverlässig. "Der schreibt von der Original-Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1010. Er hat sie gesehen", sagt Rehm.

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