Kinderreporter 30 Sekunden für ein „Plopp“

Julia, Elisa und Jan-Lukas interviewten Michael Schanze bei den Festspielen. Dort spielt er „Pater Brown“.

Kinderreporter: 30 Sekunden für ein „Plopp“
Foto: Kurt Lübke

Neersen. „Uhrenvergleich!“ Michael Schanze ist vier Minuten zu früh. Hätte er, so überrascht wie er auf die Zeit schaut, selbst nicht gedacht. Termine zu früher Tageszeit liegen ihm nicht so. Er liebt „französische Drehzeiten“. Heißt: Start nicht vor 11 Uhr. „Das ist das Tolle an meinem Beruf“, erzählt er am Schloss Julia, Elisa und Jan-Lukas, die zwei Stunden Unterricht in der Vinhovenschule nebenan bereits hinter sich haben. Schanze zwinkert ihnen zu: „Ich muss nicht schon um 8 Uhr Vollgas geben.“

Kinderreporter: 30 Sekunden für ein „Plopp“
Foto: Jan Erting

Die drei Viertklässler sind im Auftrag der WZ als Kinderreporter zur Neersener Festspielbühne gekommen, um den prominenten Schauspieler-Sänger-Star-in-einer-Person-Schanze, den ihre Eltern als „1, 2 oder 3-“ und „Kinderquatsch-Moderator“ im Fernsehen erlebt haben, zu interviewen.

Der Bühnenstar ist einer, der es ihnen leicht macht, sofort das Du anbietet, eine lockere Atmosphäre schafft, weil er gut und gern und — herrlich für Reporter — viel erzählt. Den Entertainer hat der Mann eben im Blut.

Den Pfad des Frage-Antwort-Parcours verlässt er hin und wieder gern, aber ohne die Kinder stehen zu lassen.

Als Julia sagt, dass sie das „Plopp“—Geräusch aus der Sendung „1, 2 oder 3“ noch nie geschafft hat, zeigt ihr Schanze spontan, wie’s geht: „Das kannst du in 30 Sekunden.“ Er hat Wort gehalten.

Am liebsten wären alle 56 Kinder aus den vierten Klassen beim Gespräch dabei gewesen wären, eröffnet Jan-Lukas. Doch bevor er seine erste Frage stellen kann, klingelt Schanzes Handy. Ein Anruf. Es geht um sein Gastspiel an der Oper in Bonn. Doch Schanze gibt dem Kindergespräch den Vorrang. Der Anrufer wird vertröstet.

„Was hat Sie an der Rolle des Pater Brown gereizt?“, fragt Jan-Lukas. „Zuerst hat mir die Rolle etwas Angst eingejagt“, bekennt Schanze. Schließlich habe Heinz Rühmann, „ein sehr berühmter Schauspieler“, diese Rolle im Film „wahnsinnig gut gespielt“. Und auch Ottfried Fischer habe „große Fußstapfen“ hinterlassen. Aber, sagt Schanze, dieser Pfarrer, der unfreiwillig immer wieder in Kriminalgeschichten stolpert, „hat mich gereizt. Er hat so eine gedrechselte Sprache, etwas altmodisch. Das ist nett.“

Die Frage, wie ihm Neersen denn gefalle, führt zum ersten kurzem Schweigen. Denn Tage mit „Aufstehen, Kaffee trinken, Drehbuch ansehen, proben, Mittagsschläfchen und wieder ins Drehbuch schauen“ lassen dem Schauspieler wenig Zeit für Ausflüge. „Ich bin froh, dass der Edeka nur 50 Meter von meiner Wohnung entfernt ist, da kann ich wenigstens schnell einkaufen.“

Probenzeit sei eine hektische Zeit. Umso mehr genießt er die Ruhe in dem Gartenhaus, das er in Willich bezogen hat, als Untermieter eines Ehepaares. Das Mountainbike, das er sich mit an den Niederrhein gebracht hat, will er nutzen, sobald die Abendaufführungen laufen und er tagsüber Zeit hat.

Julia fragt nach Vorbildern. „Samy Davis“, antwortet Schanze lächelnd. „Und Peter Alexander.“ Sagt den Kinderreportern nichts, aber Schanze erklärt: Menschen, die tanzen, singen, ein Instrument spielen und unterhalten können. Entertainer eben. Sie faszinieren ihn.

Dann erzählt er Jan-Lukas, Elisa und Julia, was für ein Glück er empfinde, dass er als Schauspieler in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen dürfe, in die des „durchgeknallten Tenors Othello“ beispielsweise oder die eines bitterbösen, menschenverachtenden Gauklers in „Astutuli“. Die Übertragung dieser dramatischen, ernsthaften Rolle habe ihm beruflich neue Türen geöffnet.

Als die Kinder nach den weniger schönen Seiten des Berufs fragen, formuliert es Schanze in der Theatersprache: „Wir sagen immer: „Der Lappen muss hochgehen“, also abends muss der Vorhang hochgehen, gespielt werden, egal wie man sich fühlt oder egal, wie traurig man ist.

Die Nachdenklichkeit bekommt keinen Raum. Denn die Schauspielerkollegen aus dem Kinderstück „In 80 Tagen um die Welt“ kommen aus dem ersten Stock. Lockere Sprüche gehen zwischen ihnen und dem Interviewtisch hin und her. Um 11 Uhr ist Probe. Pünktlich. Auch für Pater Brown. Uhrenvergleich. Michael Schanze könnte noch Stunden mit Elisa, Julia und Jan-Lukas quatschen, noch mehr über seine Söhne, das Tennisspielen, die Seiten des Berühmtseins erzählen. Aber er wird von seinem Intendanten erwartet und die drei Schüler von ihren Klassenkameraden. Es gibt so viel zu erzählen. Zum Beispiel, wie so ein Plopp mit dem Finger im Mund garantiert klappt.

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