Wanderer klagen über „Knöllchen“

Wegen Parkens im Schutzgebiet gab es am Wochenende mehrere Strafzettel — nicht von der Stadt Nettetal, sondern vom Kreis Viersen.

Wanderer klagen über „Knöllchen“
Foto: Naturpark Schwalm-Nette

Kaldenkirchen. Weil kein Durchkommen mehr war, machte Udo Kamps schon auf der Knorrstraße Halt und stellte seinen Wagen an die Seite. Er wollte eigentlich mit seiner Frau in der Gaststätte Galgenvenn im Kaldenkirchener Grenzwald am Mittag etwas essen. Daraus wurde dann aber nichts, weil das Lokal bis auf den letzten Platz besetzt war. So machten sie bei dem fast sommerlichen Herbstwetter einen Spaziergang und trafen auf sehr viele Leute, die vor allem auf dem Premiumwanderweg „Galgenvenn“ unterwegs waren. Und dann kam die Überraschung, als er die Heimfahrt antreten wollte: An seinem Wagen fand er einen Zettel mit einer Verwarnung wegen „Parkens im Landschaftsschutzgebiet“. Das sei nicht gestattet, erfuhr er von einer „Politesse, die einen Wagen nach dem anderen fotografierte“.

Jan van der Velden, Sprecher der Stadt Nettetal

Zuhause hat sich Kamps an den Computer gesetzt und dem Nettetaler Bürgermeister Christian Wagner (CDU) eine Mail geschickt, in der er heftige Vorwürfe gegen die Stadt erhob und den Verdacht äußerte, dass die Stadt die Aktion womöglich geplant habe: „Erst ein Bericht in der Zeitung und dann kassieren — ich nenne das Abzocke.“ Den Eindruck hatte auch ein Breyeller Geschäftsmann. „Das ist eine Frechheit“, meinte er in der ersten Aufregung und berichtete, dass viele Leute geschimpft hätten. Komme man schon nach Nettetal, werde man auch noch mit einem Verwarnungsgeld verabschiedet. „Das ist sowas von link, ich habe dafür kein Verständnis.“

Im Nettetaler Rathaus fiel man aus allen Wolken. Der Chef des Ordnungsamtes, Klaus Ossmann, hatte schon bald herausgefunden: „Wir waren das nicht.“ Das Ordnungsamt hat am Sonntag, wie ermittelt wurde, 13 „Knöllchen“ in Kaldenkirchen geschrieben: auf der Steyler Straße und auf der Buschstraße — aber nicht im Grenzwald.

Auch eine Nachfrage bei der Polizei ergab, dass von dort keine Aktion gestartet worden war. Erst am späten Montagnachmittag nach Büroschluss klärte sich der Nebel etwas: Eine Mitarbeiterin der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Viersen muss aktiv gewesen sein. „Wir werden das am Dienstag zu klären versuchen“, versicherte Nettetals Stadtsprecher Jan van der Velden. Im Rathaus war man auch deshalb so perplex, weil man daran arbeitet, die Parkraumnot am Galgenvenn zu lindern. Sie ist kürzlich im Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss angesprochen worden — mit der von der Politik nachdrücklich unterstützen Zielrichtung, so schnell wie möglich Verbesserungen zu schaffen.

„Nettetal freut sich über jeden Besucher, deshalb wäre uns eine solche Aktion wie am Sonntag niemals eingefallen“, sagte van der Velden mit Nachdruck.

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