Viersener gesteht Brandstiftungen

Die Staatsanwaltschaft hält den 33-Jährigen für schuldunfähig.

Viersener gesteht Brandstiftungen
Foto: Jungmann

Viersen. Verteidiger Gerd Meister hält seinem Mandanten einen roten Aktenordner hin und blättert langsam ein paar Seiten um. Der Angeklagte runzelt die Stirn, der Mund ist offen, die Augenbrauen sind hochgezogen. „Puh“, murmelt er, während er gestern Mittag im Landgericht Mönchengladbach auf der Anklagebank sitzt und die Seiten betrachtet. Zum ersten Mal sieht er auf Bildern, welche Spuren der Brand in dem Flachbau an der Königsberger Straße in Viersen hinterlassen hat, den der 33-Jährige noch im vergangenen Jahr bewohnte. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Viersener vor, das Feuer gelegt zu haben. Auch für zwei weitere Brände auf Viersener Stadtgebiet soll er verantwortlich sein. Nach den Ermittlungen geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der 33-Jährige schuldunfähig ist. Deshalb beantragt sie, ihn in einer psychiatrischen Klinik unterzubringen.

Viersener gesteht Brandstiftungen
Foto: Fischer

Meterhoch waren am 16. August 2017 aus dem Dach des eingeschossigen Baus an der Königsberger Straße die Flammen geschlagen. Fünf Notrufe gingen um 5.31 Uhr bei der Viersener Feuerwehr ein. 34 Feuerwehrleute konnten nicht verhindern, dass der Anbau komplett ausbrannte — aber zumindest, dass die Flammen auf das Nachbarhaus übergriffen. Anwohner wurden nicht verletzt. Der Angeklagte war nach Angaben der Polizei nicht zu Hause, tauchte aber wenig später am Tatort auf. Weil er sich in widersprüchliche Aussagen verstrickte, galt er schnell als der mutmaßliche Brandstifter. Noch am gleichen Tag stellte die Polizei Zusammenhänge zu zwei weiteren Bränden her: Der Viersener soll eine Hausfassade und eine Gartenlaube mit einer brennbaren Flüssigkeit begossen und diese angezündet haben.

Rechtsanwalt Meister machte gestern im Gerichtssaal deutlich: „Alles, was da vorgeworfen wird, ist richtig.“ Sein Mandant wisse selbst nicht mehr, „welcher Teufel ihn da geritten hat“. Der Angeklagte selbst gab an, schon früher unter Verfolgungswahn gelitten, auch schon einen Selbstmordversuch unternommen zu haben. 2016 habe er eine Therapie gemacht, danach aber aufgehört Medikamente zu nehmen und wieder angefangen Cannabis zu rauchen. „Dann fing das wieder an mit der Psychose. Da habe ich mich wieder verfolgt gefühlt.“ Warum er im Anbau an der Königsberger Straße Feuer gelegt habe — „an der Couch, mit Spiritus, glaube ich“ — wisse er nicht mehr. „Ich kann mir das nicht erklären“, sagte der 33-Jährige und entschuldigte sich. In den beiden anderen Fällen sei „ein Eifersuchtsfilm“ abgelaufen. In dem Haus, dessen Fassade er anzündete, wohne seine Ex-Freundin. „Das könnte ich mir nie verzeihen, wenn da was passiert wäre.“ Die Gartenlaube gehört ihrem Bekannten. „Er hatte was mit meiner Freundin gehabt“, sagt der Angeklagte — deshalb legte er dort Feuer.

Derzeit ist der Viersener in einer Klinik des Landschaftsverbands Rheinland in Köln untergebracht. Er nehme seine Medikamente, mache eine Therapie. „Jetzt bin ich ausgeglichener“, sagte er. Am zweiten Prozesstag soll unter anderem einer seiner Therapeuten angehört werden.

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