Vorschrift: Atempause im Dönerkrieg

Sieben Imbissbetreiber haben sich vorerst der Anordnung gebeugt, ihr Produkt nicht mehr Döner zu nennen.

Kreis Viersen. Es ist selten, das im türkischen Boulevardblatt Hürriyet über den Kreis Viersen berichtet wird. Vor wenigen Wochen jedoch fand sich der Kreis plötzlich als ein deutsches Feindbild in dem Medium wieder. Der "Dönerkrieg" war ausgebrochen.

Bei einer Routineuntersuchung hatte das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt bei sieben von 15 untersuchten Dönerbuden im Kreis beanstandet, dass im Döner gar kein Döner drin sei. "Döner darf nur dranstehen, wenn der Hackfleischanteil nicht mehr als 60 Prozent beträgt", erklärt Kreis-Pressesprecher Kaspar Müller-Bringmann. Andernfalls handele es sich lediglich um eine "Hackfleischzubereitung am Spieß".

"Das ist das gleiche wie beim Wiener Schnitzel", erklärt Müller-Bringmann. Wenn das nicht aus Kalbfleisch sei, müsse es ja auch Schnitzel Wiener Art heißen. "Das ist sonst eine Irreführung der Verbraucher."

Nach der Kontrolle waren daher die sieben beanstandeten Betriebe bei Androhung eines Bußgeldes aufgefordert worden, ihre Schilder entsprechend zu ändern - sehr zum Missfallen der Betroffenenen, von denen einer den Vorfall bei der Hürriyet publik machte. Auch mit Protest und Klage hatte man gedroht.

Mittlerweile haben sich jedoch alle Betroffenen der deutschen Gesetzgebung gebeugt, wenn auch widerwillig. So steht auch auf der Preistafel im "Ali Kebap Haus" von Ali Zorba in Viersen mittlerweile "Drehspieß nach Art des Hauses" statt Döner. "Dabei heißt Döner auf türkisch nichts anderes als Fleisch am Drehspieß. Ich finde das ganze eine Unverschämtheit", regt sich Zorba immer noch auf. Fürs Erste habe er nachgegeben, aber das solle kein Dauerzustand bleiben, erklärt er.

Dass sein Döner nicht der "Berliner Verkehrsauffassung" - so der Name der Vorschrift über die Benennung des Lebensmittels - genügt, hat ganz konkrete wirtschaftliche Gründe. Das "richtige" Dönerfleisch ist rund zwei Euro pro Kilogramm teurer. "Wir haben schon jetzt sehr zu kämpfen", erklärt Zorba. Um mit dem teureren Fleisch und damit auch höheren Preisen bestehen zu können, "müsste das Geschäft schon sehr gut laufen." Geplant sei allerdings, sich zusammen zu tun und sich bald für eine Änderung der Berliner Verkehrsauffassung einzusetzen. Der "Dönerkrieg" geht also weiter.

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