Viersen: Zum 45. Mal nach Kevelaer

Annemarie Heinrichs aus Süchteln pilgert seit Jahrzehnten regelmäßig in die Marienstadt am Niederrhein.

Viersen. Sie sieht deutlich jünger aus als 63: Annemarie Heinrichs, gelernte Industriekauffrau, strahlt übers ganze Gesicht, als sie beginnt, von ihrer "Karriere" als Wallfahrerin zu erzählen. Im Alter von 18 Jahren ging sie das erste Mal mit ihrer Heimatgemeinde St. Clemens in Süchteln auf Wallfahrt nach Kevelaer.

Dieses Ereignis jährt sich in diesem Juni zum 45. Mal - und kein einziges Mal hat sie den jährlichen Gang versäumt. "Als Jugendliche ging man einfach mit", berichtet sie lachend und verschweigt nicht, dass nicht nur ihre "Freundinnen" dabei waren, sondern auch "Freunde".

Das ließ den religiösen Grund für die Pilgertour anfangs ein wenig in den Hintergrund rücken. Jahr für Jahr ging sie mit "und irgendwann fängt man an zu zählen", sagt sie. Fast 19 Mal sei ihr Mann mitgewandert, aber nun zähle er zu den Rad-Pilgern. Sie selbst geht die 42 Kilometer immer noch gern und locker und wandert auch sonst viel in ihrer Freizeit.

Stolz zeigt Annemarie Heinrichs das Kreuz und das Marien-Bild, das die Gemeinde ihr nach 20Jahren Wallfahrt 1984 überreicht hat. "Eine alte Weisheit: Gehst du einmal im Jahr nach Kevelaer, bringt es dir Segen das ganze Jahr", steht auf der Rückseite. Und getreu diesem Motto bereitet sie ihre 45.Wallfahrt im Juni vor.

Der Ablauf ist jedes Mal der gleiche, wenn sich 50 bis 60 Fußpilger aus St. Clemens aufmachen in die bekannte Marienstadt am Niederrhein. Man versammelt sich um 2 Uhr nachts in der Kirche, trifft anschließend in in St.Franziskus in Süchteln-Vorst auf weitere Teilnehmer, um gemeinsam Richtung Kevelaer zu marschieren.

Für jede Tour gibt es ein Begleitheft mit Liedern und Gebeten. Nach der Hälfte der Strecke gibt es im Jugendheim in Straelen eine Pause, organisiert von Gemeindemitgliedern. Dann wandert man weiter bis Lüllingen, hält noch einmal eine Trinkpause und stößt am Stadtrand von Kevelaer auf die Radpilger aus der Heimatgemeinde.

Zur Mittagszeit wird eine Kerze feierlich zur Gnadenkapelle und schließlich zur Kerzenkapelle getragen. Anschließend verteilt man sich in Quartiere, um zur Ruhe zu kommen. Die Jugendlichen werden im Priesterhaus untergebracht, Heinrichs und die anderen Erwachsenen gehen in Privatquartiere. "Das läuft alles wie von selbst; wenn man ein paar Mal dabei war, weiß man, wo man gut unterkommen kann."

Am Nachmittag treffen die Fuß- und Radpilger auf die Süchtelner Buspilger, und gemeinsam mit dem Geistlichen, Messdienern, einer Fahnen-Abordnung und anderen geht man den Kreuzweg mit den 14 Stationen. Den Abend verbringen die Pilger dann "in Eigenregie".

"Man muss dann doch sehen, dass man mal was Richtiges zu essen bekommt", sagt die erfahrenene Wallfahrerin, denn von Butterbroten werde man auf einer solchen Tour nicht nachhaltig satt.

Am nächsten Morgen treffen sich die Fußpilger, um gemeinsam zurückzugehen. In Straelen wird wieder eine Pause gemacht, danach geht es bis Grefrath weiter zur Trinkpause, und am Stadtgarten von Süchteln werden die Wallfahrer gegen 18.15 Uhr vom Pastor und den Messdienern empfangen.

In der Kirche erhalten die Pilger den Schlusssegen, und hier werden auch Ehrungen ausgesprochen. Wenn zum Beispiel jemand "nullt" oder eben zum 45. Mal mitgegangen ist...

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort