Viersen: Sturm auf die Beamtenburg

Altweiber: Der Ball der tanzenden Möhnen: An Altweiber eroberten sie die Rathäuser. Auch Thönnessens Geheimwaffen halfen nicht.

Viersen. Da staunte Bürgermeister Günter Thönnessen: Gerade erst gut 100 Tage im Amt nach der letzten Kommunalwahl, musste er am Donnerstag die Macht im Rathaus wieder abgeben. Und nicht mal sein Mitbewerber um das Bürgermeisteramt, Paul Mackes, konnte davon am bitterkalten Altweiberdonnerstag profitieren. Dazu war die "Möhnenmacht" zu dominierend. Mit weiblicher Schlauheit, mit List, Fröhlichkeit, mit kleinen Leitern, Unterstützung der Feuerwehr in Süchteln und mit selbstgefertigten "Möhnen-Rathausbeseitigungsröhren" und mit den Prinzenpaaren fielen die Rathäuser in die Hände der Möhnen.

Dabei hatten die müden Verteidiger der Beamtenbettenburgen noch alles versucht, die Möhnen abzuwehren. Vergebens selbst der Hinweis, dass die Kassen in der Stadt Viersen nicht nur leer sind, sondern auch Millionenschulden noch dazu kämen, konnte die alten Weiber nicht an ihrer Übernahme hindern. Und trotz der winterlichen Temperaturen fanden die Möhnen in allen Stadtteilen dennoch beispielhafte Unterstützung bei den Bürgern.

Die Möhnen tanzten, sangen und rammten die Eingangstüren der Rat- und Stadthäuser ein, stiegen in das Erdgeschoss sein, schnitten die Schlipse ab und entmachteten die müden Beamten.

Obermöhne Inge Gartz ließ um Punkt 11.22 Uhr den Schlachtruf "Gloria tibi Dülken" erschallen. Und schon waren die Möhnen und das gut 200-köpfige Narrenvolk oben auf. Michael Aach (Dülkener Ortsbürgermeister) hatte sich hinter einer Bierbrille getarnt, doch er wurde erkannt, verlor Schlips und Macht. Die Möhnen tanzten, das Dülkener Prinzenpaar stürmte mit das Rathaus.

Warm schunkeln war auf dem Lindenplatz in Süchteln vor dem Rathaussturm die Parole. Das half den Möhnen, die mit Blaulicht im Feuerwehrauto zum Rathaus spurteten und das schmucke Gebäude eroberten. Süchtelner Musketiere und das Prinzenpaar unterstützten die Möhnen.

Dezernent Paul Schrömbges hatte wohl keine Kraft mehr, nach intensiven Haushaltsberatungen seine Beamtenburg zu verteidigen. Er trat die Flucht nach vorn an als festlich gekleideter Edelmann und kam durch den Haupteingang mit weißer Fahne und ergab sich. Ob es Beamtenunterhosen waren Marke Liebestöter ließ nicht sich mehr recherchieren.

Am späten Nachmittag fiel die letzte Bastion der Viersener Stadtspitze. Festausschuss, Möhne, Vertreter der Gesellschaften hatten sich mit dem amtierenden Prinzenpaar schon gegen 15.30 Uhr auf den Weg gemacht zum neuen Stadthaus, um es einzunehmen. Bürgermeister Thönnessen sprach zwar noch von Geheimwaffen, doch auch sie halfen ihm nicht, das Stadthaus zu verteidigen. Die Möhnen rissen die Macht an sich. Um alle drei Rat-und Stadthäuser zu stürmen hatten die Möhnen und Prinzenpaare gerade mal elf Minuten und elf Sekunden nötig.

Donnerstagabend es dann im närrischsten Stadtteil Rahser den Ball der tanzenden Möhnen.

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