Viersen: Forum-Lifting - Wer soll zahlen?

Sanierung: Der Kreis möchte in die Renovierung, Möblierung und Technik investieren. Die Stadt soll sich beteiligen.

Viersen. Das Kreis-Forum am Rathausmarkt ist in den vergangenen 25 Jahren stark beansprucht worden. Und das sieht man ihm mittlerweile deutlich an. Deshalb hat der Kreis ein Sanierungskonzept ausgearbeitet, das über die reine Renovierung hinausgeht. Nachdem die Verwaltung bereits vor über einem Jahr allen Kreistags- und Stadtrats-Fraktionen ihre Vorstellungen präsentiert hatte, sollen die in diesem und im kommenden Jahr umgesetzt werden. An den Kosten soll sich die Stadt Viersen beteiligen, wünscht sich der Kreis. Die aber, das ist kein Geheimnis, hat immense Geldnöte. Gespräche gab es zwischen Kreis und Stadt immer mal wieder - ohne Ergebnis.

"Wir haben eine Verpflichtung auch Dritten gegenüber", sagt Kreisdirektor Andreas Coenen, der sich fragt, wer zu Hause wohl noch denselben Teppichboden wie vor 25 Jahren hat. Von den Mietern sei man schon oftmals auf den Zustand des Forums angesprochen worden.

Nach den Vorstellungen des Kreises umfasst die Rundum-Renovierung des Forums drei Bereiche: Sanierung, Möbel und Medientechnik. Vor allem bei der Medientechnik sieht der Kreis Handlungsbedarf. "Man hat nicht mal einen Beamer", betont der Kreisdirektor. Heutzutage gehöre es zum Standard, dass der Referent mit einem USB-Stick erscheine, ihn einstecke und loslegen könne. Nicht so im Forum. Darüber hinaus müsse die Mikrofonanlage im großen Sitzungssaal erneuert werden.

Und auch neue Möbel müssten dringend her. "Die Sessel sind schwerfällig, durchgesessen und die Tische wackelig", sagt Coenen. Das sei allerdings kein Wunder. Bei zahlreichen Veranstaltungen würden die Räume leergeräumt, das Mobiliar ab- und später wieder aufgebaut.

Vorgehen will man bei der Renovierung nach Räumen: In diesem Jahr sind das Cambridge-, Peterborough- und Lambersart-Zimmer dran, im kommenden der große Sitzungssaal, das Foyer und das Limburg-Zimmer. 2009 sollen 541000 Euro investiert werden; 2010 sind es knapp 1,09 Millionen Euro. Insgesamt sollen 176000 Euro in die Renovierung (Wände, Boden) gesteckt werden und 555000 Euro in die Medientechnik. Für das neue Mobiliar sollen 897500 Euro fließen. Und wer soll zahlen?

Geht es nach dem Wunsch des Kreises, so beteiligen sich Kreis und Stadt anteilig nach dem Nutzungsverhältnis. Laut Coenen habe das im vergangenen Jahr bei 60 Prozent (Kreis) zu 40 Prozent (Stadt) gelegen. "Ich möchte eine Lösung zusammen mit der Stadt Viersen finden", sagt Coenen. Zunächst wolle er aber den Kreis-Haushalt von der Politik beschlossen wissen.

Bürgermeister Günter Thönnessen sieht zwar ebenfalls Handlungsbedarf, aber in "abgespeckter Form". "Bei der finanziellen Enge kann ich keinem Bürger klarmachen, dass wir für Sitzungssäle für Politiker fast zwei Millionen Euro ausgeben und sonst bei jeder kleinen Ausgabe auf jeden Euro gucken", sagt Thönnessen. "Wir sind als Stadt Viersen sicherlich mit in der Verantwortung, möchten aber mit Augenmaß rangehen."

Für Thönnessen stehen Renovierungsarbeiten klar im Vordergrund - Boden, Wände, Toiletten. Das Argument, dass die Stühle zu alt seien, lässt er aber zum Beispiel nicht gelten. "Ich kann noch ein paar Jahre auf diesen Stühlen sitzen", sagt er und weist auf eine bislang in seinen Augen ungeklärte Frage hin.

Die Möbel seien damals speziell nach den Plänen eines Architekten für die Sitzungszimmer angefertigt worden. "Da müsste man sich sogar mal erkundigen, ob es urheberrechtliche Fragen gäbe." Im Bereich Medien steht für Thönnessen fest, dass "eine vernünftige Beameranlage zu installieren ist".

Während bislang die Vermietung an Dritte lediglich zur Reduzierung der Kosten beiträgt, glaubt Thönnessen, dass sehr viel mehr zu holen sein könnte, etwa mit einer Vermietung für mehrtägige Kongresse. "Da müsste man konzeptionell ran", sagt der Bürgermeister und fordert ein "Marketing-Konzept für die räumliche Vermarktung". Darüber könne sich die Wirtschaftsförderung im Kreis zum Beispiel einmal Gedanken machen. Bislang fahre man eher nach dem Motto: "Man baut sich erst ein Haus und überlegt dann, wie man Leute reinbekommt."

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