Viersen: Eine Schulstunde dauert jetzt 60 Minuten

Als erste Schule in Viersen ändert die Anne-Frank-Gesamtschule jetzt die Länge einer Unterrichtsstunde. Die 45 Minuten haben ausgedient.

Viersen. Die Schüler der Anne-Frank-Gesamtschule müssen sich ab dem kommenden Schuljahr gründlich umstellen. Denn ab Montag verändert die Gesamtschule den bekannten 45-Minuten-Takt für eine Schulstunde. Eine Unterrichtstunde dauert zukünftig 60 Minuten.

"Das Problem bei 45 Minuten ist, dass vorn und hinten Zeit fehlt, gerade bei der heute vielfach angewandten Gruppenarbeit. Mit der Verlängerung wollen wir die Qualität des Unterrichts steigern", erklärt Schulleiter Rainer Erdorf.

Die Schule hofft, dass die Schüler in der verlängerten Schulstunde konzentrierter sind. Denn jetzt können sich die Pennäler ausführlicher mit einem Thema beschäftigen. Eine Sache, die bislang nur bei Doppelstunden möglich war. Die wird es beim neuen Stundenmodell nicht mehr geben. Sie sind nicht nötig. Einzige Ausnahme: Der Sportunterricht.

Bedingt durch weniger Fächerwechsel am Tag bekommen die Schüler auch weniger Hausaufgaben. Auch die Probleme, die die Schule aufgrund ihrer zwei verschiedenen Standorte hat, werden kleiner.

"Wir können den Lehrerwechsel um zehn Prozent verringern", berichtet die stellvertretende Schulleiterin Regina Lingel-Moses. Natürlich war einiges an Tüftelei notwendig, um die Stundentafeln entsprechend der vorgeschriebenen Fächer in der neuen 60-Minuten-Variante umsetzen zu können. "Aber alle haben an einem Strang gezogen und mitgeholfen", so Matthias Schneider, didaktischer Leiter der Schule.

Die Idee, die Unterrichtstunde zu einer vollen Stunde zu machen, entstand bereits im letzten Jahr. Lingel-Moses hatte sie damals formuliert und war dabei auf große Unterstützung gestoßen. Angefangen von der Lehrerkonferenz über die Schulpflegschaft bis hin zur Schülervertretung.

Eine so genannte Steuergruppe, bestehend aus 15 Lehrern, besuchte Schulen in Düsseldorf und Gelsenkirchen, die bereits volle Schulstunden unterrichten und überzeugten sich vor Ort von der Umsetzbarkeit.

Ein Viersener Konzept wurde erarbeitet und der Schulkonferenz vorgelegt. Auch hier entschied man sich einstimmig dafür. Die Bezirksregierung wurde über das neue Stundenmodell informiert, und am Montag kann es nun losgehen.

Während sonst im Schulwesen alles geregelt ist, gilt das anscheinend nicht für die Länge einer Schulstunde. "Es gibt keine nachprüfbare Begründung für die Dreiviertelstunde Unterricht und daher auch keine Genehmigungsverfahren von Seiten der Bezirkregierung. Solange die Stundentafeln stimmen, geht alles in Ordnung", betont Rainer Erdorf.

In der Anne-Frank-Gesamtschule ist man jetzt gespannt, ob das neue Taktmodell die erhofften Qualitätsverbesserungen im Unterricht mit sich bringt. Besonders die Schülerreaktion auf die 15 Extraminuten wird beobachtet.

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