Ungewissheit: Mit Leberzirrhose ins Gefängnis?

Der Viersener Wilfried B. ist todkrank. Er wartet auf eine Spenderleber, kann aber die Fahrten zur Klinik nicht zahlen.

Viersen. Bei Wilfried B. kommt so ziemlich alles zusammen, was man sich an Verkettung unglückseliger Umstände vorstellen kann. Jetzt hängt die für ihn dringend notwendige Lebertransplantation wahrscheinlich davon ab, ob er oder jemand anderes in Zukunft alle zwei Monate 25 Euro aufbringen kann, um nach Köln zu fahren.

Aber von vorn: Wilfried B. ist gelernter Krankenpfleger, hatte ab den 70er Jahren in der Intensivmedizin und Anästhesie zu tun, bevor er sich 1987 mit dem Krefelder Pflegedienst "mobicare" selbständig machte. Dass er sich Ende der 70er Jahre mit Hepatitis C infiziert hatte, war ihm nie aufgefallen.

Bis zu einer schweren Magenblutung im Jahr 2002, die für B. "aus heiterem Himmel" kam. Da wurde die Entzündung festgestellt - und auch gleich die Leberzirrhose. In den folgenden Jahren fiel es B. gesundheitlich immer schwerer zu arbeiten. Ende Februar 2006 musste er Insolvenz anmelden.

So ist die kleine Rente alles, was ihm bleibt. Und ein Berg Schulden. Aus der Insolvenz, und weil er seine drei Kinder aus zwei Ehen unterhalten muss und will. Das Jugendamt Kempen hat die Forderungen gegen ihn ausgesetzt, weil er zahlungsunfähig ist.

Das Landratsamt in Mühldorf am Inn, wo seine erste Frau mit den beiden älteren Kindern lebt, sieht das aber anders. Rund 6000 Euro möchte es sofort nachgezahlt haben, in Zukunft monatlich 582 Euro. Der Gerichtsvollzieher war schon einmal da, einer der nächsten Schritte könnte Erzwingungshaft sein.

Seine Krankenkasse, die AOK, hat ihm geraten, sich ein Zentrum in der Nähe zu suchen, weil die Fahrt billiger ist. So ist die Entscheidung für Köln gefallen, wo B. heute seinen ersten Termin hat. Die Fahrt kostet besagte 25 Euro. Inzwischen hat er die für heute von einem Spender bezahlt bekommen. Wie die Finanzierung in Zukunft aussieht, wie lange es bis zur Transplantation dauert - alles ist ungewiss.

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