Messerattacke Tod einer 15-Jährigen in Viersen: Zweifelhafte Zeugen, Spekulationen und keine Spur vom Täter

Ein Mädchen wird niedergestochen. Mitten am Tag, in einem Park. Es gibt Zeugen. Die meisten führen die Ermittler mit ihrer Aussage auf die falsche Spur.

 In der Nähe der tödlichen Messerattacke auf eine 15-Jährige sind von Bürgern Trauerkerzen und Blumen niedergelegt worden.

In der Nähe der tödlichen Messerattacke auf eine 15-Jährige sind von Bürgern Trauerkerzen und Blumen niedergelegt worden.

Foto: Roland Weihrauch

Viersen. Nüchterne Bilanz am Tag nach der tödlichen Messerattacke auf ein Mädchen in Viersen: Die Ermittler haben nach eigenen Angaben keinen konkreten Verdacht. Die Angaben von Zeugen seien zweifelhaft und hätten die Ermittler zunächst in die falsche Richtung geführt, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Und in den sozialen Medien wabert ein so dichter Nebel aus Spekulationen und Gerüchten, dass Polizei und Staatsanwaltschaft zu Besonnenheit aufrufen. „Wir bitten darum, davon Abstand zu nehmen“, appellieren sie.

Das Opfer ist ein Teenager. Die Bilder auf der Facebook-Seite zeigen ein Mädchen mit langen Haaren und Ausstrahlung. Es gibt Zeichen von Verliebtheit und Lebensfreude. Das Mädchen ist tot - attackiert am Montagmittag von einem Unbekannten im Park mit einem Messer, gestorben kurz danach im Krankenhaus. Von ihrem ganzen Schmerz überwältigt bricht die Mutter der 15-jährigen am Abend der Tat unter lautem Klagen zusammen, als sie mit ihrem Mann eine Kerze für die tote Tochter ablegt.

Messerangriff in Viersen: 15-Jährige stirbt in Krankenhaus
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Der Park mit alten Bäumen, Bänken und einer Boulebahn liegt mitten in der kleinen Stadt am Niederrhein, er ist beliebt und auch belebt. Die Tat selbst hat anscheinend zwar niemand beobachtet, aber mittelbar wollen eine Reihe von Zeugen etwas mitbekommen haben, wie die Staatsanwaltschaft sagt. Einige davon haben Stunden nach der Tat bereitwillig davon erzählt. Aber was kann man davon glauben?

Zentrale Aussagen halten die Ermittler für zweifelhaft. Beispielsweise die Täterbeschreibung. Die Polizei hatte zunächst konkret nach einem Mann mit nordafrikanischem Aussehen gefahndet. „Wer diese Personenbeschreibung abgegeben hat, weiß ich nicht. Aber es dürfte sich nicht um den Täter handeln“, sagt Staatsanwalt Lingens am Tag danach.

Bei einem 25-Jährigen schöpften Beamte allerdings Verdacht. Als die Polizei ihn als Tatverdächtigen kontrollieren wollte, ergriff er die Flucht, stellte sich danach der Behörde. „Der hatte aus einem völlig anderen Grund Angst vor der Kontrolle und ist deswegen laufen gegangen“, erklärt eine Polizeisprecherin. Es soll um Drogen gegangen sein. Er kann wieder gehen.

Die Tat sei nicht mittelbar, aber im Umfeld von einer Reihe von Zeugen beobachtet worden, „die als Zeugen eine zweifelhafte Qualität haben“, sagte Lingens. Alkohol dürfe bei den „Fehlinformationen“ eine Rolle gespielt haben. Diese Angaben hätten dazu geführt, dass in viele, zumeist falsche Richtungen ermittelt worden sei.

Der Tod des Mädchens ist jetzt ein Fall für den Leiter der Mönchengladbacher Mordkommission Ingo Thiel und sein Team. Gemeinsam haben sie in den letzten Jahren eine Reihe von Mordfällen zügig aufgeklärt, auch Morde an Kindern. Die Ermittler werden das machen, was gemacht wird, wenn ein Opfer nicht überlebt, sagt Staatsanwalt Lingens: Sie beginnen mit Ermittlungen im Umfeld des Mädchens, im Freundes- und Bekanntenkreis, in der Nachbarschaft. „So ist das grundsätzlich bei Mordkommissionen“, sagt Lingens.

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