Süchteln: Freier Blick aufs Ziegentor

Bei Abbrucharbeiten in Süchteln wurden Fundamente freigelegt, mit deren Dimension niemand gerechnet hat.

Süchteln. Als Schandfleck haben die Süchtelner das Haus an der Hochstraße, Ecke Ostring beschimpft. Wären sie respektvoller mit ihm umgegangen, wenn sie gewusst hätten, was sich tatsächlich unter ihm verbirgt? Mit dem Verschwinden des verfallenen ehemaligen Fachwerkhauses sind die Reste alter Fundamente zum Vorschein gekommen, die offensichtlich die Außenmauern des Kellers eines der drei Süchtelner Stadttore darstellten. Die Bodenfunde sind in den vergangenen Tagen beim Abriss des alten Hauses entdeckt worden.

Ganz hat sie der Bagger nicht verschonen können. "Er ist schon ordentlich dran vorbei geschrappt", sagt Karl-Heinz Kasner, Abteilungsleiter Bauaufsicht. Kasner hat sich am Freitag mit Experten des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland den Fundort angeschaut. "Meine Aufgabe ist es, den Fund zu dokumentieren und die Befunde dann an die Stadt weiterzugeben.", sagt Willi Sengstock und steigt mit Fotoapparat ausgerüstet wieder in die Baugrube.

"Dass es hier etwas gab, ist für uns keine Überraschung. Das war aus Plänen bekannt", sagt Kasner. Belegt ist der Bau einer so genannten Hagenbroicher Portze im Jahr 1592, die auch Geirenport oder Geirenpotz (Ziegentor) heißt. Rote Pflastersteine auf den beiden gegenüberliegenden Bürgersteigen markieren unlängst die ehemalige Lage des Süchtelner Stadttores. Bei allen bisherigen Erkenntnissen habe man die Dimension so nicht erwartet: Das Mauerwerk ist einen Meter breit.

"Der Kellerraum wäre dafür geeignet gewesen, ein großes Gebäude drauf zu errichten", sagt der Abteilungsleiter. Ob es das jemals gab, kann er nicht sagen. Er geht allerdings davon aus, dass ein massives Torgebäude vielleicht mit einem Türmchen zumindest geplant war. "Wahrscheinlich herrschte hier damals Wohlstand", vermutet Kasner.

Denkbar sei, mögliche restliche Fundamente auch noch freizulegen. "Das wäre aber zum derzeitigen Zeitpunkt Quatsch", sagt der Abteilungsleiter. Schließlich sei dies auch eine Kostenfrage. Die Grube würde jetzt zunächst zugeschüttet. Da man ohnehin nicht vorhabe, das Grundstück zu bebauen, sei zunächst keine Eile geboten. Kasner kann sich vorstellen, dass es begrünt wird und vielleicht eine kleine Mauer auf die Funde im Boden aufmerksam macht.

Allenfalls könne man darüber nachdenken, den Blick einmal auf den Keller des gegenüberliegenden Hauses zu richten, vor dem die roten Pflastersteine liegen. "Wenn der Hauseigentümer mitmacht, könnte man überlegen, mal in die Kellerwand reinzubohren und zu schauen."

Auf jeden Fall aber fängt die Arbeit jetzt erst einmal für die städtischen Denkmalschützer an. Sie werden in den Archiven nach Quellen suchen, die weitere Erkenntnisse über den Fundort vermitteln. Und vielleicht wird dann an der Hochstraße doch irgendwann einmal weiter gegraben.

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