Städtepartnerschaft: Junge Leute dringend gesucht

Die Verbindung Viersen-Peterborough benötigt dringend frischen Wind.

Viersen. "Man muss etwas dafür tun, aber dann funktioniert es auch", meint Anke Kriesel. Sie ist Vorsitzende der "Freunde von Peterborough" und schaut sich mit einem Lächeln um. Im Sitzungszimmer des Viersener Stadthauses stehen kleine Grüppchen zusammen und unterhalten sich lebhaft. Zweisprachig. Deutsch und Englisch geht es zu.

Bürger aus Peterborough, der englischen Partnerstadt von Viersen, sind zu Besuch in der Kreisstadt. Dazu gehört auch ein Bürgermeisterempfang. Nicht die Städtepartnerschaft steht im Vordergrund. Die "Freunde von Peterborough" sind es, die eingeladen haben. Seit nun 24 Jahren besteht der Freundeskreis sowie sein Gegenstück in England.

"Wir können uns über mangelndes Interesse seitens der Viersener nicht beklagen. Die Nachfrage ist gegeben. Es sind immer mehr Interessenten da, als wir mit nach England nehmen können", berichtet Anke Kriesel, die den Freundeskreis in Viersen engagiert betreut.

Auf englischer Seite ist allerdings oft nicht genug Kapazität vorhanden, um die Viersener unterzubringen. Denn wenn einer der zwei Austausche im Jahr stattfindet, dann ist nicht Wohnen im Hotel angesagt, sondern in der Gastfamilie. Schließlich stehen neben der Sprache Land und Leute im Vordergrund. Und die lerne man nur wirklich kennen, wenn man mittendrin in einer Familie lebe, betont Kriesel.

Dass es auf englischer Seite an Nachwuchs mangelt, ist Michael Court, der die "Freunde der Stadt Viersen" in Peterborough betreut, nicht unbekannt. "Das Alter ist unser Problem. Sind die Bürger jünger, dann stehen Beruf und Kinder an erster Stelle. Erst als Rentner erwacht das Interesse. Dann sind Zeit und auch Platz für Gäste vorhanden", erklärt Court.

Dann taucht aber ein anderes Problem auf. Viele Bürger aus Peterborough meinen, sie müssten Deutsch sprechen können, wenn sie an einem Austausch teilnehmen. "Das ist aber gar nicht nötig", wie Marilyn Court aufklärt. Sie und ihr Mann sind schon seit Jahren dabei, und das gilt für die meisten Mitglieder der beiden Freundeskreise.

"Ich kenne fast alles in Viersen. Es ist so schön, wenn mich Leute in den Geschäften erkennen und mich begrüßen", strahlt die 76-jährige Jo Rumble, die seit 16 Jahren dem englischen Freundeskreis angehört.

Während sich der Freundeskreis "Freunde von Peterborough" nicht über mangelndes Interesse beklagen kann, sieht es in Sachen offizieller Städtepartnerschaft Viersen-Peterborough etwas ruhiger aus, wie Viersens Bürgermeister Günter Thönnessen zugibt. "Wir brauchen junge Leute, die die mittlerweile 25-jährige Tradition wieder weiter wachsen lassen", so sein Wunsch.

Partnerstadt: Peterborough ist eine Stadt mit 159 700 Einwohnern im Osten Englands. Zusammen mit umgebenden Orten bildet sie die City of Peterborough. Das Einzugsgebiet von Greater Peterborough umfasst etwa 500 000 Menschen.

Verwaltung: Peterborough wurde 1974 mit umgebenden Distrikten zur City of Peterborough zusammengeschlossen und war ein Teil von Cambridgeshire. 1998 wurde die City zu einem verwaltungstechnisch von Cambrigdeshire unabhängigen Stadtkreis, eine Unitary Authority.

Sehenswürdkeiten: Die Kathedrale von Peterborough (Foto) gilt als eine der bedeutendsten des Mittelalters in Großbritannien. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Burghley House, der Longthorpe Tower, das Flag Fen Peakirk, die Waterfowl Gardens, die Trust Nene Valley Railway, das Queensgate Shopping Center und die Guildhall von 1671

Jubiläum: Im nächsten Jahr feiern die "Freunde von Peterborough" ihr 25-jähriges Bestehen.

Englischunterricht: Angefangen hat 1983 alles mit der Erwachsenensprachförderung der damaligen VHS Viersen.

Besuche: Der Austausch zwischen den beiden Freundeskreisen findet zweimal im Jahr für je eine Woche statt.

Mitglieder: Der Viersener Freundeskreis zählt derzeit 25 Mitglieder. Aus England sind diesmal neun Bürger aus Peterborough angereist.

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