Niederrhein: Neues Buch - Gärten gegen das Vergessen

Experten empfehlen Heimen Gärten für demenzkranke Menschen.

Niederrhein. "In Weilerswist haben wir an einem Altenheim den ersten Garten für an Demenz erkrankte Menschen geschaffen. Später kam die Idee auf, einmal ein Buch zu schreiben und Ratschläge zur Gestaltung eines derartigen Gartens zu geben", sagt Alexander Nix, Landschaftsarchitekt von Beruf. Er ist einer der Autoren vom Niederrhein des jetzt erschienenen Buches "Gärten für Menschen mit Demenz - Ideen und Planungsempfehlungen".

Das Buch wendet sich an Landschaftsarchitekten, die einen Garten für Menschen mit Demenz gestalten wollen. Es wendet sich aber auch an die Verantwortlichen sozialer, konfessioneller und privater Träger, an Wohnungsbaugesellschaften sowie die Geschäftsführungen sozialer Einrichtungen, denen die besonderen Anforderungen an Gartengestaltungen für Demente beschrieben werden.

Anhand von Beispielen aus der Praxis wird die Vorgehensweise beschrieben: von der Ideenfindung über die Entwicklung eines Konzepts bis zur konkreten Planung, Finanzierung, zum richtigen Material und der geeigneten Pflanzenverwendung. Das Buch enthält eine Liste giftiger Pflanzen, die man auf keinen Fall verwenden sollte, und eine Liste empfehlenswerter Kräuter und Sträucher. "Fühlen, Hören, Schmecken - das alles ist für die Kranken wichtig", sagen die Autoren.

Sie vereinen in ihrem Buch gartenarchitektonische und gerontologisch relevante Aspekte. "Bei der Freiraumgestaltung für Demenzkranke kommt es nicht auf die sonst üblichen ästhetischen Aspekte an: Wichtiger ist es, die Gärten an den Bedürfnissen der Kranken auszurichten, sie barrierefrei zu gestalten und den jederzeitigen Zugang vom Heim in den Garten zu gewährleisten", sagt Rudolf Bendlage, Landschaftsarchitekt aus Vorst.

Anderseits müsse der Garten natürlich nach außen abgesichert werden. Der notwendige Zaun könne aber hinter einer Hecke versteckt sein, um kein Gefühl des Eingesperrtseins zu vermitteln. Die Beläge der Wege, die als Rundwege angelegt sein sollten und nicht in Sackgassen enden dürfen, sollten nicht zu verschiedenfarbig angelegt werden, damit die Kranken nicht verwirrt werden. Dunkle Flächen inmitten eines hellen Belages wirken oft auf die Kranken wie ein Loch, in das man fallen könnte, sagt Bendlage.

Und Astrid Wölfel, in Krefeld Leiterin zweier Altenheime und seit Jahrzehnten in der Altenpflege erfahren, ergänzt: "Gärten für Demenzkranke müssen die Sinne ansprechen und Vertrautheit schaffen." Dabei seien merkfähige Treffpunkte wichtig für die Kranken. Auch regionale Gärten könnten eine Vertrautheit schaffen: Trotz des völligen Vergessens fühlt sich der Kranke mit der Situation wohl.

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