Niederrhein: Gute Fahrt mit „Oma Bus“

Seit 40 Jahren fährt Maria Nellessen (71) aus Nettetal Schul- und Reisebusse.

Niederrhein. Lärmende Schulkinder, verstopfte Straßen, Reifenpanne - Maria Nellessen bleibt die Ruhe selbst: "Warum soll ich mich aufregen? Was man nicht ändern kann, kann man eben nicht ändern!" Mit dieser Einstellung ist sie bislang gut gefahren.

Und das schon 40 Jahre lang - mit Reisebussen und Schulbussen. Die 71-Jährige kann stolz sein auf ihre Fahrleistung: "Beim Straßenverkehrsamt haben sie mir gesagt, ich sei bestimmt mit die älteste Busfahrerin in Nordrhein-Westfalen."

Statistiken jedoch sind Maria Nellessen ansonsten schnuppe: "Was sagt schon das Alter? Ich fühle mich nicht alt, ich bin fit und mein Führerschein gilt noch zwei Jahre!" Darum fährt sie nach wie vor, wenn auch nicht mehr Vollzeit. Kann so weiter Urkunden sammeln von Omnibus-Herstellern wie Setra und Mercedes für etliche Millionen gefahrener Kilometer: "Meine Güte, die müsste ich mal alle zusammenzählen, wie viele das überhaupt sind."

Bei verschiedenen Busunternehmen war sie im Dienst, seit einigen Jahren bei der Nettetaler Firma Pelmter. Vier Jahrzehnte mit dem Schulbus in Nettetal und in Brüggen, ebenso lange mit Reisebussen durch Deutschland und die Nachbarländer, das muss aufregend, abenteuerlich sein. "Und ob!", erklärt Maria Nellessen.

Damit meint sie nicht die wenigen kleinen Unfälle mit Blechschäden. Eher schon einige Todesfälle, wenn alte Fahrgäste auf Reisen an ihren Krankheiten starben. Oder die Reifenpanne auf einer Tour nach Österreich, kurz hinter Nürnberg auf der Autobahn: "Ich hatte extra ein neues Dirndl angezogen, das konntste nach dem Reifenwechsel vergessen!"

Bus fahren ist für Maria Nellessen wie eine Sucht: "Wenn ich nicht fahren kann, werde ich krank, ich muss den Bus unterm Hintern haben", sagt die Dame mit dem weißen Haar und schmunzelt: "Mal ernsthaft, ich fahre einfach gerne Bus und ich glaub’, die Leute fahren gern mit mir."

Das bestätigt Kollege Peter Plum: "Die Mia, die ist super, kollegial, hilfsbereit, immer ein offenes Ohr!" Auch Schülerin Eva lobt Fahrerin Nellessen, denn sie wurde von ihr mitgenommen, obwohl es gar nicht ihr Schulbus war: "Die ist nett, das macht sonst kaum ein Busfahrer!" Maria Nellessen aber schon: "Ich mag Kinder und wenn man so helfen kann..."

Dass Kinder heute oft "weniger Respekt gegenüber Erwachsenen" zeigen, das kann sie nicht erschüttern: "Wir waren doch auch mal jung, oder? Und ich war als Kind nicht gerade die Liebste!" Mit 71 bleibt man eben gelassen.

Alt freilich wirkt sie nicht mit ihren frisch-roten Wangen, eher wie die fröhlich-fitte Oma: "Meine Enkel haben früher immer Oma Bus zu mir gesagt, und dann auch schon mal die Kinder in den Schulbussen." Sagt’s, schaut auf die Uhr und setzt sich auf den Fahrersitz des zwölf Meter langen Busses. Denn nun heißt es wieder: Gute Fahrt mit Oma Bus!

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