Niederrhein: Benefizkonzert - Supertalent Michael Hirte spielt für die Tafel

Michael Hirte lebte von der Arge, bevor er bei der Fernsehshow entdeckt wurde. Jetzt hilft der Künstler anderen Menschen, denen es nicht so gut geht.

Brüggen. Die "Kunden" der Brüggener Tafel fiebern dem morgigen Donnerstag entgegen. Denn dann wird Michael Hirte, Gewinner der Fernsehshow "Das Supertalent 2008", für sie im Brachter Bürgersaal singen. Und nicht nur für sie - die Tafelkunden erhielten Freikarten für das Benefizkonzert des Manns mit der Mundharmonika.

Insgesamt passen aber 800 Menschen in den Saal - und er war schon kurz nach dem Vorverkaufsbeginn restlos ausverkauft. "Wir hätten noch viel mehr Karten verkaufen können", erzählt Arne Mortsiefer vom Vorstand der Brüggener Tafel. Aber Brüggen hat keinen größeren Raum als den Bürgersaal.

Und zum einen sollte es für die zumeist nicht motorisierten Tafelkunden erreichbar sein, zum anderen dürfte Hirte aber auch in einer Halle wie Grefrath im Augenblick nicht spielen, da er beim Frühjahrskonzert der Volksmusik dabei sein wird - und da gibt es vorher entsprechende Auftritts-Sperren.

All das muss Arne Mortsiefer im Augenblick koordinieren, täglich gehen Mails ein, rufen Interessenten an. Das kostet den Ehrenamtler ganz schön Kraft. Aber er hat es selbst angeleiert, ist glücklich damit und freut sich darauf, "seiner" erst im vergangenen Jahr gegründeten Brüggener Tafel damit auch einen gewissen Bekanntheitsgrad verschaffen zu können.

Die Idee mit Michael Hirte kam ihm nach einiger Überlegung. "Wer könnte besser zu einer Tafel passen, als jemand, der selbst einmal zur Tafel gegangen ist?" Als Mortsiefer Hirte dann telefonisch erreichte, sagte der spontan zu, nicht nur in Brüggen aufzutreten, sondern auch die Schirmherrschaft für die Brüggener Tafel zu übernehmen.

Die Geschichte des Mundharmoniker-Spielers ging vor mehr als einem Jahr durch die Medien. Der gelernte Lkw-Fahrer (heute 45) hatte 1991 einen schweren Unfall. Er lag zwei Monate im Koma, erblindete auf einem Auge und humpelt seitdem. Er verlor nach dem Unfall seinen Job, schlug sich in den verschiedensten Bereichen durch, am Ende mit seiner Mundharmonika als Straßenmusiker.

Zu der Zeit ging er auch in seiner Heimatstadt Potsdam zur dortigen Tafel. Bis zum Gewinn der Casting-Show bekam er sein Geld von der Arge. Niemand könne die Tafel-Kunden besser verstehen als Michael Hirte, erklärt Mortsiefer seine Beweggründe, den Künstler für seine Sache zu gewinnen.

"Die Botschaft dahinter ist, dass es auch jeder wieder schaffen kann, aus dem persönlichen Tief herauszukommen", sagt Mortsiefer. Die Schirmherrschaft von Michael Hirte soll den Menschen, die zur Tafel kommen, Mut machen, an sich zu glauben und nicht aufzugeben. Sie sei Anerkennung und Wertschätzung für Menschen, denen es nicht so gut geht und eine Aufforderung, jedem Menschen mit Respekt und Achtung zu begegnen.

Mit dem Konzert wolle man auch über die Grenzen von Brüggen hinaus "auf eine neue Form der Armut aufmerksam machen", so Mortsiefer weiter. Inzwischen seien längst nicht mehr nur die Obdachlosen auf die Tafel angewiesen. "Von der Krankenschwester bis zum Hochschulprofessor ist alles dabei."

Neben Michael Hirte kommt auch der Brüggener Kinderchor "Die Kürbiskerne" zum Einsatz. Die kleinen Sänger werden ihr eigens geschriebenes Tafel-Lied an diesem Abend zur Uraufführung bringen.

Es soll zur Hymne der Tafeln im ganzen Land werden. Auch Michael Hirte kann sich nach seinem Engagement für die Brüggener Tafel nun kaum noch vor Anfragen von anderen Tafeln retten.

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