Museum: Die Geschichte der Pfadfinder

In einem Museum kann man jetzt die Historie der Jugend-Organisation nachvollziehen.

Schwalmtal. Der Gedanke an ein eigenes Pfadfinder-Museum treibt die Mitglieder der Pfadfinder-Geschichtswerkstatt schon lange um. Seit über zehn Jahren ziehen sie schon mit ihren Schaukästen von Pfadfinder-Treffen zu Pfadfinder-Treffen - um den Pfadis ihre Historie nahezubringen.

Aber da war immer der Gedanke an einen festen Raum, einen Platz, wo man diese geschichtsträchtigen Stücke auch einmal Nicht-Mitgliedern zeigen kann, Schulklassen vielleicht, wo man Instrumente ausstellen kann, ein typisches Pfadfinderzelt, eine Kothe, aufbauen kann und ein Lagertor.

Im Jahr 2008, nachdem die alte Grundschule in Schwalmtal-Hehler geschlossen worden war, durfte dort der Stamm Franken, der die Pfadfinder in Schwalmtal repräsentiert, einziehen. Für diesen Stamm allein aber wäre das Gebäude zu groß gewesen, deshalb fand man sich schnell mit der Geschichtswerkstatt zusammen, die nun im Obergeschoss der Schule tatsächlich ihr Museum eröffnen konnte.

Rund 160 registrierte Pfadfinder-Organisationen gibt es in Deutschland. Die größte mit etwa 100 000 Mitgliedern sind die katholischen St. Georgs-Pfadfinder, zu denen auch der Stamm Franken gehört. "Aber wir möchten ausdrücklich, dass alle Organisationen an unserer Ausstellung mitarbeiten, dass sich niemand ausgeschlossen fühlt", sagt Klaus Halke, der jetzt gemeinsam mit Ralf Schröder, in Pfadfinderkreisen "Duden" genannt, letzte Hand anlegte am kleinen Museum.

Halke ist See-Pfadfinder, Duden gehört dem überkonfessionellen Bund der Pfadfinder (BdP) an. Das ist wieder etwas anderes als der Bund Deutscher Pfadfinder, dessen Abkürzung auch BDP ist, allerdings mit großem "D". Schon für Insider ist es schwierig, alle Feinheiten auseinander zu halten. Außenstehende wissen oft gar nichts mit den Schätzen der Pfadfinder-Geschichte anzufangen.

"Viele der Abzeichen, die wir hier zeigen können, haben wir in Kram- und Krusch-Kisten von Militärsammlern auf dem Flohmarkt gefunden", erzählt "Duden" alias Schröder. "Die wissen dann auch nicht, dass das gar keine Armee- sondern Pfadfinder-Abzeichen sind."

Ebenso gehe es vielen Erben, die den Nachlass eines aktiven Pfadfinders erhielten. "Vieles ist einfach in den letzten Jahrzehnten auf dem Müll gelandet", sagt Schröder. "Wir möchten aber, dass es hierher ins Museum kommt", ergänzt Halke. Die Abzeichen, Bilder, Uniformen und Wimpel erzählen 103 Jahre Pfadfinder-Geschichte.

Denn auch wenn es ausdrücklich um deutsche Pfadfinder-Geschichte geht, bleibt natürlich der weltweite Start 1907 durch Lord Baden Powell mit einem Lager auf Brownsea-Island im Hafen von Poole nicht unerwähnt. Sein Buch "Scouting for Boys" wurde von Alexander Lion ins Deutsche übersetzt.

1909 stolperten Schüler des Münchener Lehrers Maximilian Beyer darüber und sprachen ihn darauf an: "Das wollen wir machen." So entstand der erste Stamm des heute weitverzweigten Pfadfinder-Baumes in Deutschland.

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