Mordserie: „Anhalter-Mörder ein liebevoller Ehemann“

Egidius Sch. wurde in Elmpt festgenommen. Nachbarn beschreiben ihn als ruhig und zurückhaltend.

Niederkrüchten. Gegen den mutmaßlichen "Anhalter-Mörder" laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Derweil hat sich herausgestellt, dass der verhaftete arbeitslose Versicherungskaufmann Egidius Sch. in Niederkrüchten-Elmpt gewohnt hat. Ende vergangener Woche hatte die Aachener Mordkommission den seit den achtziger Jahren gesuchten Fünffachmörder dort festgenommen. Aus ermittlungstaktischen Gründen hatte die Aachener Staatsanwaltschaft zur Herkunft des Mannes nur "Kreis Viersen" gesagt. In den 80er Jahren soll der 51-Jährige im Raum Aachen fünf junge Tramperinnen erdrosselt haben. Unklar ist, ob er 1987 auch eine 18-jährige Schülerin aus Aachen tötete.

Über das "normale" Leben des Egidius Sch. gehen die Beschreibungen der Nachbarn ein wenig auseinander. Er wird als ruhig und zurückhaltend beschrieben, als liebevoll im Umgang mit seiner dritten Ehefrau Silke (Name geändert) und seinem achtjährigen Sohn.

Als störend empfanden die Nachbarn nur manchmal seinen schwunghaften Handel mit Altmetall, das er vor der Garage lagerte. Allerdings heißt es auch, dass die Familie innerhalb Elmpts schon öfter umgezogen sei. Zumindest in einem Fall soll sie Mietschulden und zerstörtes Inventar hinterlassen haben.

Ehefrau Silke ist in Niederkrüchten-Elmpt aufgewachsen, in Schwalmtal zur Schule gegangen, verlor früh eine ihrer Schwestern. Ihre Muter hat wohl den neuerlichen Schicksalsschlag nicht verkraftet und muss im Krankenhaus behandelt werden. Auch der kleine Sohn wird ärztlich betreut.

Seit Anfang August leistete Sch. in einem nahen Altenheim gemeinnützige Arbeit. Seine Familie möchte nun schnellstmöglich mit ihm sprechen, um von ihm selbst zu erfahren, was wirklich passiert ist.

Mit einem genetischen Fingerabdruck war der in dritter Ehe verheiratete Mann und Vater eines Sohnes rund 17 Jahre nach der Mord-Serie überführt worden. Nachdem er diese fünf Morde in zwei Verhören relativ schnell gestanden hatte, bekommt er nun von der Staatsanwaltschaft eine "Denkpause", wie es der Sprecher der Aachener Staatsanwaltschaft, Robert Deller, formulierte. Dennoch sollen die Ermittlungen zügig vorangetrieben werden.

Dass die fünf Morde von ein und demselben Täter begangen worden sein mussten, hat ein Profiler bereits in den 90er Jahren angenommen. Der sechste Mordfall im Raum Aachen von 1987 passte nicht in die Reihe.

Diese Tat gibt Egidius Sch. auch nicht zu. Einer dieser Morde war Sch. durch einen DNA-Abgleich nach einem Diebstahl auf einem Schrottplatz im Kreis Heinsberg nachgewiesen worden.

Nach bisherigen Aussagen will er 1990 plötzlich mit den Taten aufgehört haben. Das zu glauben fällt den Ermittlern sehr schwer. Weil es weder in der Region Aachen noch im Kreis Viersen weitere ungeklärte Mädchenmorde gibt, sucht man nun die Zusammenarbeit mit Behörden in Belgien und Holland.

In den Niederlanden hat sich bereits der Anwalt des Heerleners Peter C. gemeldet. C. wird verdächtigt, fünf Prostituierte in Süd-Limburg ermordet zu haben. Sein Anwalt will erreichen, dass geprüft wird, ob die Taten vielleicht Egidius Sch. zuzuordnen sind.

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