Laientheater: Die Lügenblase platzt - Vergnügliche Kost von der Volksbühne Viersen

In der Festhalle wurde "Job-Suey oder Kein Dinner für Sünder" zum Besten gegeben. Die fünf Schauspieler erhielten viel Applaus.

Viersen. Die Viersener lieben ihre Volksbühne! Jeder der fünf Schauspieler wird bei der Premiere von "Job-Suey oder Kein Dinner für Sünder" am Samstag abend in der Festhalle nach der Schlussszene mit jubelndem Applaus bedacht. Das fängt bei Rüdiger Kebeck an, der den jungen, aufstrebenden Manager Jim Watt spielt, dessen - in Augen des puritanischen Chefs mangelhaften - Moralvorstellungen ihn beinahe den Job kosten. Dieser ewige "kleine Junge", der in der Partnerschaft keine Verantwortung tragen will. Er verlangt von seiner Lebensgefährtin Helen - gespielt von Katrin Schiffers - dass sie beim Abendessen mit dem Boss die Ehefrau mimt, wo sie doch schon lange auf seinen Heiratsantrag wartet. Doch sie streikt und geht.

Der Umzug vom Gemeindehaus in die Festhalle ist geglückt

Das geht mit Michael Eichstädt weiter, der den Boss gibt und Gaby Klonisch als seiner Frau Nancy. Besonders gut an kam Marion Rabbertz als Putzfrau Edna Chapman, die zum Schluss die einzige ist, die Watt aus der Patsche helfen will und bereit ist, gegen Bezahlung seine Frau zu mimen. Sie bekommt das zwar mit dem Outfit und dem Kochen nicht so richtig hin, besticht aber durch einen wunderbaren Geschäftssinn. Auf ihren Tipp hin verdient der Boss mit einer Spekulation viel Geld. Als Helen wider Erwarten zurückkommt, weil sie es sich anders überlegt hat, droht die Katastrophe: Fliegt der ganze Schwindel auf?. Eine ganze Weile kann Jim sich hindurchlavieren, doch dann taucht Terri auf, gespielt von Andrea Buschkühl, seine treue Mitarbeiterin. Die hatte er in seiner Not ebenfalls gebeten, die Ehefrau zu mimen, was eine andere Verabredung verhindert hatte. Die Lügenblase platzt, der Chef ist empört, der Job futsch, und nicht einmal die horrenden Gewinne, die der Herr an Edna verdient hat, können ihn versöhnen. Doch dann erinnert ihn Terri an seine eigene Entgleisung bei der Weihnachtsfeier zwei Jahre zuvor. Da lenkt er ein, und alles ist gerettet und das Publikum mehr als zufrieden. Doch das kann - bei objektiver Betrachtung - nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Inszenierung zeitweise schwächelte. Denn auch wenn das Boulevard-Stück von Edward Taylor amüsante und vergnügliche Kost für den Zuschauer sein kann, ist es doch schwer zu inszenieren. Wegen der Textlastigkeit müsste sie für Bewegung sorgen, für Tempo, die Figuren dürfen nicht einfach herumstehen, wenn sie miteinander reden, die Bühne dürfte nicht nur detailgetreu gestaltet sein, sondern sie müsste mehr Raum für Aktionen bieten. Das hat man bei der Volksbühne schon wesentlich besser gesehen und sicher wird man es auch wieder besser sehen.

Positiv zu bemerken bleibt, dass die Festhalle ein schöner und guter Rahmen für die Aufführung ist, dass der Saal ausreichend voll ist und die Stimmen der Schauspieler auch ohne Mikrophon-Verstärkung auskommen. Der Umzug vom evangelischen Gemeindehaus ist geglückt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort