Kreishaus: Jubiläum ohne Festakt

Das Kreishaus in Viersen wird 25 Jahre alt. Ein Grund zum Feiern ist das aber nicht.

Viersen. Es war eine wahrlich schwere Geburt. Heute ist das Kind 25 Jahre alt - aber ans Feiern denkt keiner. 1984 wurde die Kreisverwaltung in Viersen bezogen. Heimlich, still und leise nimmt der Kreis das Jubiläum hin. Wirklich stolz darauf ist wohl niemand. Dabei ist das Kreishaus ein gewaltiger Gebäudekomplex, der die Viersener Innenstadt ganz entscheidend prägt. Fast 500 Büros entstanden, rund 40 Millionen Euro wurden verbaut. Und doch sind das Gebäude und mit ihm der Kreis auch fast 40 Jahre nach der kommunalen Neugliederung noch nicht richtig in Viersen angekommen.

1970 wurden die Städte neu gegliedert. Viersen erhielt Dülken, Süchteln und Boisheim als Stadtteile hinzu. Die Stadt wuchs damit auf rund 85000 Einwohner - und verlor dennoch ihre Kreisfreiheit, wurde mit Kempen-Krefeld zusammengelegt. 1975 wurde daraus der Kreis Viersen. Sitz wurde Viersen. Gegen den Umzug von Kreistag und Verwaltung wehrte sich die Stadt Kempen, scheiterte aber vor Gericht.

Viersen wollte die Chance nutzen, die Innenstadt neu zu ordnen. Kaiser’s hatte den großen Industriekomplex aufgegeben, war nach dem Zusammenschluss mit Tengelmann mit der kompletten Verwaltung an den Lichtenberg gezogen. Übrig blieb nur die ehemalige Kaiser’s Villa, aus der die Galerie im Park wurde.

Ansonsten blieb kein Stein auf dem anderen. Riesige Tiefgaragen entstanden, die Stadt baute als neues "Zentrum" den Rathausmarkt. Östlich davon sollte das Verwaltungsherz schlagen. Die Kreisverwaltung entstand mit dem gemeinsamen Sitzungstrakt Forum. Auf einen ursprünglich geplanten Rathausneubau musste die Stadt verzichten; das Land stellte kein Geld mehr zur Verfügung. Dieser Bau wurde erst 2005 mit dem Stadthaus nachgeholt.

Doch der große Wurf gelang nicht. Der Einkaufsgalerie fehlten Dach und Verbindung zur Fußgängerzone, der Kreisverwaltung die Offenheit. Stattdessen war eine Trutzburg entstanden mit viel Stein und wenig Fenster; man hatte sich regelrecht als Verwaltung eingemauert. Die Karnevalisten nahmen das Kreishaus aufs Korn; mit Gittern vor den kleinen Fenstern würde es prima als Gefängnis durchgehen.

Von Beginn an wurde die Unübersichtlichkeit moniert. Eingänge wurden gesucht, auf den langen Gängen fehlten Beschriftungen, Ämter waren nicht zu finden. Noch heute irren Besucher auf der Suche nach dem Eingang zum Forum ums Gebäude.

Doch eine grundlegende Umgestaltung des Gebäudes wird es nicht geben. Heller und lichter, wie von Landrat Peter Ottmann gewünscht, kann der Eingangsbereich nicht werden; die Arbeiten der Architekten sind geschützt.

Einen Umbau des von Stadt und Kreis gemeinsam genutzten Forums, um hier auch öffentliche Tagungen oder Kongresse durchführen zu können, lehnte die Stadt Viersen ab. Begründung: zu teuer. Es gebe wichtigere Punkte auf der Tagesordnung. Damit bleibt es wohl bei der unzugänglichen Trutzburg. Beim Tag der offenen Tür vor 25 Jahren kamen 18000 Neugierige. Heute würde wohl keiner kommen.

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