Kleingärtner: Lebensfreude im nassen Idyll

Kleingärtner lassen sich vom Wetter nicht unterkriegen. Eine Anlage in Viersen zählt zu den besten.

Kleingärtner: Lebensfreude im nassen Idyll
Foto: Jörg Knappe

Viersen. Man muss schon ein Naturfreund sein, um einen Kleingarten genießen zu können, sagt Ulrich Hiepen. Die Pflege brauche viel Zeit, Arbeit falle immer an — auch im Regen: „Der Garten fragt nicht nach schönem Wetter.“

Das gab es am Dienstag wahrlich nicht. Dennoch war viel los in der Anlage „Bebericher Grund“ in Viersen. Hiepen und seiner Frau Marlene Lenart-Hiepen gehört einer der 25 Schrebergärten dort. Die Anlage gewann im vergangenen Herbst den 7. nordrhein-westfälischen Kleingartenwettbewerb und gehört daher zu den 30 Finalisten beim Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“. Alle vier Jahre kürt eine Jury die schönste der rund 15 000 Anlagen in Deutschland. Am Dienstag war die Expertenkommission in Viersen zu Gast.

„Schöne Gärten sind nur die Grundvoraussetzung“, sagt Hiepen. Es kommt ebenso auf städtebauliche und soziale Leistungen an. Auf das Miteinander legen auch die Viersener viel Wert. Es gibt einen Lehrgarten, in Kinder säen, ernten und die Natur erfahren können. Die Mitglieder veranstalten Aktionen wie Martinszug. Überschüssige Nahrungsmittel gehen zum Beispiel an die Tafel.

Doch die Anlage ist eben auch ein schöner grüner Ort der Ruhe. Blumen und Stauden blühen rot, weiß und blau, Beeren wachsen an Sträuchern, hinter umrankten Torbögen lauern Gartenzwerge am Wegesrand. Und die Gärten wirken lebendig. „Es ist aufgelockerter als früher. Die Pflanzen sind nicht mehr so schemenhaft angeordnet, zwischen Wegen und Gärten gibt es einen fließenden Übergang“, sagt Hiepen.

In seinem Garten gibt es Nutzpflanzen wie Tomaten, Zucchini und Himbeeren. „So einen Geschmack kriegt man sonst nirgendwo“, schwört Marlene Lenart-Hiepen auf den eigenen Anbau. Ihrem Mann sind die Zierpflanzen wichtiger — vor allem unzählige Rosen. „Diese Blütenexplosion im Mai — das ist großartig“, schwärmt er.

Bis dahin ist es viel Arbeit. Schneiden, Unkraut zupfen, Wege bereiten. „Man könnte täglich mehrere Stunden mit der Arbeit verbringen“, sagt Hiepen. Doch es ist zugleich ein Vergnügen. „Gartenarbeit ist das Kreativste, was ich mir vorstellen kann“, sagt der pensionierte Grafiker. Der Natur beim Wachsen zuzuschauen, wie aus einer grünen Knospe eine weiße Blüte wird, mache den Garten zum Erlebnis: „Es ist eine Lebensfreude.“

Ein weiterer Lohn: Entspannung in der Idylle. „Dort auf dem Liegestuhl liegen und ein Buch lesen — herrlich.“ Ob die Viersener Anlage sogar die Nummer eins in Deutschland wird, entscheidet sich am 22. November.

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