Keine Hinweise auf Mittäter bei Blutbad von Schwalmtal

Schwalmtal/Düsseldorf. Zwei Tage nach dem Blutbad von Schwalmtal zeichnet sich die Tat als Alleingang des geständigen 71-jährigen Rentners ab. Es gebe bislang keine Hinweise auf eine Mittäterschaft etwa der Familienangehörigen, sagte Staatsanwalt Stefan Lingens am Donnerstag in Mönchengladbach auf dpa-Anfrage.

Zwar seien die Ehefrau und die Tochter des geständigen Rentners unmittelbar nach der Tat als Beschuldigte eingestuft und vernommen worden, doch gebe es bislang keine Erkenntnisse, dass sie sich an den Morden, etwa als Helfer- oder Mitwisserinnen, beteiligt hätten.

Beide Frauen waren zur Tatzeit mit dem Rentner in dem Haus, in dem die Schüsse fielen, die drei Menschen töteten und einen schwer Verletzten. Die Frauen hätten bislang vor allem zur Vorgeschichte des Verbrechens ausgesagt und zur Mordtat selbst überwiegend die Aussage verweigert.

Gesonderte Ermittlungsverfahren oder gar Haftanträge waren gegen die Familienangehörigen nicht eingeleitet worden. Die 44- jährige Tochter des Rentners hatte noch per Handy aus dem Haus einen Notruf an einen Bekannten abgesetzt, der wiederum die Polizei alarmiert hatte.

Bereits am Mittwoch hatten die Ermittler angekündigt, dass geprüft werde, ob sich die Frauen wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar gemacht haben. Die Obduktionen der Leichen ergaben allerdings, dass die Schussverletzungen unmittelbar tödlich waren.

Der mutmaßliche Dreifachmörder von Schwalmtal stand zur Tatzeit nicht, wie zunächst vermutet, unter dem Einfluss von Alkohol, Drogen oder Medikamenten. Das habe eine ärztliche Untersuchung des 71- Jährigen ergeben, sagte ein Polizeisprecher.

Die Ärzte hatten den Rentner als vernehmungs- und haftfähig eingestuft. Ob er auch verhandlungs- und schuldfähig ist, war dagegen weiterhin unklar. Dies müsse nun ein Gutachter klären, den er bereits beauftragt habe, sagte Staatsanwalt Lingens.

Unterdessen bestätigte ein Sprecher des Kreises Viersen, dass die Tochter des bei dem Verbrechen getöteten Gutachters zur Vollwaisen wurde. "Das Kind wird betreut. Es ist alles geregelt", sagte der Sprecher.

Die Leichen der drei Todesopfer, zwei Rechtsanwälte und ein Gutachter, wurden inzwischen obduziert. Die Männer wurden mit Kopfschüssen und Schüssen in den Rumpf getötet, sagte Lingens. Der Rentner habe auf die Männer sowohl von vorne, als auch von hinten geschossen.

Alle drei seien noch am Tatort gestorben. Der 71-Jährige hatte sich nach dem Kugelhagel drei Stunden lang im Haus seiner Tochter verschanzt, bevor er sich Spezialeinheiten der Polizei ergab, die das Haus umstellt hatten.

Anschließend gestand der Rentner das Blutbad. Er habe "ein Zeichen setzen" wollen. Hintergrund sei der Streit um das zur Zwangsversteigerung anstehende Haus seiner Tochter gewesen. Der Bluttat waren jahrelange Scheidungsquerelen der Tochter des Rentners und ein Streit um das Haus vorangegangen.

Der 71-Jährige hatte aus unmittelbarer Nähe zehn Schüsse auf seine Opfer abgefeuert. Weil er vor drei Jahren Verwandte mit einem Baseballschläger zusammengeschlagen haben soll, war er bereits wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt worden.

Zu einem Prozess kam es aber nicht, weil dem Rentner Verhandlungsunfähigkeit attestiert worden war.

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