Immobilie: Kent-School ohne Zukunft?

Seit 1991 steht der Komplex leer. Nach einem Hanf-Fund will der Besitzer verkaufen.

Waldniel. Seit 1991 steht der Gebäudekomplex an der A52 leer. Im Volksmund trägt er noch seinen letzten Namen: "Kent School". Seit November 2006 gehört der Komplex dem Brüggener Geschäftsmann Elmar Michael Janssen, der das riesige Areal für 298200 Euro ersteigerte. Janssen hatte viele Vermarktungsideen - bis heute ließ sich keine umsetzen.

Am Donnerstag hatte er ein eher unliebsames Erlebnis mit seinem Besitz. Im Keller eines der hinteren Gebäude wurde eine Hanf-Plantage gefunden.

Die Polizei hatte einen Tipp erhalten und die Pflanzen mit Hilfe eines Hubschraubers, der Wärmebilder lieferte, lokalisiert. Mehr als 1500 Pflanzen, die kurz vor der Ernte standen, trugen die Ermittler hinaus. Zum Marktwert äußert sich die Polizei nicht: "Wir möchten niemanden anspornen, mit so etwas Geld verdienen zu wollen", sagt Sprecherin Antje Heymanns.

"Meist bringt so etwas nur eine Strafanzeige ein und sonst nichts", warnt sie. Wenn man den Marktwert von sieben Euro pro Gramm in Venlo zugrunde legt, kommt man auf rund 315000 Euro, die der Anbauer hätte "einfahren" können, wenn die Polizei ihm nicht zuvor gekommen wäre.

Wer allerdings im Fokus der Ermittlungen steht, dazu schweigen die Beamten. Janssen hat seine Karten auf den Tisch gelegt: "95 Prozent des Geländes sind verpachtet, an einen Nachbarn, der dort Pferde untergebracht hat."

Der wiederum soll gesagt haben, dass einer seiner Söhne Kellerräume untervermietet hat, er wisse nicht, an wen. Genau dieser Sohn war bei der großen Polizeiaktion am Donnerstag nicht erreichbar - er nahm an einem Lehrgang in den Niederlanden teil.

Für Janssen ist es nicht das erste Mal, dass in einer seiner Immobilien Schindluder getrieben wird. Auch eine Lagerhalle in Kaldenkirchen, in der vor vier Jahren eine Hanf-Plantage ausgehoben wurde, gehörte ihm.

Er traut seinem Mieter auch eigentlich nichts Schlechtes zu. "Ja, er war ein bisschen langsam mit der Mietzahlung, aber ich war ja froh, dass jemand auf dem Gelände nach dem Rechten schaut." Sollte sich die unerlaubte Untervermietung jedoch als wahr herausstellen, erwägt er die Kündigung.

Schlüssel zu dem Objekt gibt es einige, "da kommen immer wieder Architekten rein, die Planungsvorschläge abliefern, außerdem wird dort jeden Monat etwas durch Fachfirmen repariert", sagt Janssen.

Die Nachbarschaft war durch die Hubschrauber-Aktion der Polizei aufgeschreckt worden. In dem Haus, in dem der Pächter wohnte, herrschte Aufregung. Das Vermieter-Paar kam gerade von einer Beerdigung zurück, als die Beamten nach Pächter K. suchten und unbedingt ins Haus wollten.

Janssen dagegen scheint die neue Publicity für sein Objekt nicht unrecht zu kommen. Immerhin würde er immer noch gerne verkaufen - für 2,9 Millionen Euro. "Aber ich bin da sehr verhandlungsbereit", sagt er, denn im Moment sei das Ganze ein Minus-Geschäft.

Gelegentlich wird das Gelände für ein Foto-Shooting genutzt: "Heute hat noch ein Fernsehteam rund um Verona Pooth angefragt", sagt der Besitzer. Oder für eine Feier: Illegale Parties von Jugendlichen steigen dort öfter. Und auch die Esoterik-Szene hat die Kent-School für sich entdeckt. In einschlägigen Foren gibt es Einträge zu Gruselerlebnissen bei nächtlichen Besuchen der Gebäude.

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