Hilfsprojekt: Heiße Suppe bei der "Tafel" in Viersen

Neben Lebensmitteln gibt es nun auch warme Mahlzeiten für Bedürftige.

Viersen. Es sind aufregende Tage für Luzia Witthake. Die 59-Jährige ist gerade zum dritten Mal Großmutter geworden und ein aufwändiges soziales Projekt unter ihrer Leitung ist gestern gestartet: Seit gestern gibt es, zunächst einmal wöchentlich, bei der "Viersener Tafel" die "Küche für Bedürftige". Ein solches "Tafel"-Angebot ist in der Region sonst nur in Krefeld zu finden. Durch ein hohes Fenster wird das Essen ins Freie gereicht, wo ein neu errichtetes Holzdach vor Regen und Schnee schützen soll.

"An kalten Wintertagen wie jetzt wollen wir vor allem warme Suppen anbieten", sagt die "Tafel"-Vorsitzende Witthake. Aber auch Spaghetti Bolognese oder Gulasch könnten mit ins Programm genommen werden. Von einem Partyservice-Koch haben sich die ehrenamtlichen Helferinnen praktische Tipps geholt - "damit es auch schmeckt und die Mengen stimmen".

Denn es stehen zwar erfahrene Hausfrauen an Industrie-Herd und "Hocker-Kocher", doch noch fehlt die Erfahrung bei der Zubereitung von Speisen für viele Menschen. Der Viersener Verein rechnet mit rund 100 Hungrigen an jedem Dienstag. Von anderen "Tafeln" habe man gehört, dass der Mittagstisch sehr gut angenommen werde. In Krefeld kommen zwischen 60 und 100 Menschen zur Essensausgabe.

"Es gibt Armut in Deutschland", betont Luzia Witthake die Bedeutung des Engagements. Sie habe im Laufe ihrer freiwilligen Arbeit von Schicksalen erfahren, die sie sich zuvor nicht hätte vorstellen können. "Und es kann ganz schnell gehen, etwa wenn ein junger Familienvater plötzlich seine Arbeit verliert." Sie zeigt auf einen großen Karteikasten: Rund 1200 Bedürftige versorgt die Viersener Einrichtung im Monat kostenlos mit Lebensmitteln - Familien, Rentner, Alleinerziehende, Ehepaare. Wer zur Tafel kommt, muss seine Bedürftigkeit nachweisen.

Im Lager türmen sich die Spenden: Penne Rigate in Bananenkisten, literweise Vollmilch, hunderte Schokoriegel. Der Paletten-Turm mit Sauerkraut in Dosen reicht der Vereinsvorsitzenden bis an die Schultern. In riesigen Kühlschränken werden Pizzen und Becher mit Crème fraîche aufbewahrt.

"Der ,Tafel’-Gedanke ist, gute Lebensmittel, die im Müll landen würden, einzusammeln", erklärt Witthake. "Firmen melden uns Ware, die aus irgendwelchen Gründen nicht in den Handel kann, zum Beispiel wegen falsch angebrachter Etiketten." Der ganze Betrieb laufe ausschließlich über Spenden, es gebe keine öffentlichen Mittel.

Wenn viele Menschen die neue Viersener "Küche für Bedürftige" in Anspruch nehmen, denken Luzia Witthake und ihr Team über eine Ausweitung des Angebots nach.

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