Heros-Prozess: Silke M. soll sechs Jahre in Haft

Der Staatsanwalt hält die Erpressung für bewiesen. Er glaubt nicht an Druck durch Ehemann Udo M.

Viersen. Für den Staatsanwalt ist im Heros-Prozess gegen Silke M. die Sache klar: "Es riecht nicht nur nach Erpressung. Es stinkt so, dass man sich die Nase zuhalten muss." Die Beweisaufnahme ist abgeschlossen, gestern Vormittag vor dem Landgericht Mönchengladbach im Prozess gegen die leitende Angestellte der Heros-Tochter Nordcash. Die Firma war vor ihrer Pleite und der Festnahme der Chefs im Frühjahr 2006 größtes deutsches Geldtransport- und Zähl-Unternehmen. An der Gladbacher Straße in Viersen befand sich die Zentrale für Norddeutschland. An der Poststraße saß Nordcash.

Gericht, Staatsanwalt und Verteidiger einigten sich darauf, dass einige Anklagepunkte unter den Tisch fallen. So geht es "nur noch" um einen Fall von Unterschlagung von 250 000 Euro, Erpressung in zwei Fällen über je 500 000 Euro und Beihilfe zur Untreue in 23 Fällen.

Staatsanwalt Heinz-Peter Schäfer forderte in seinem Plädoyer eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren und Fortdauer der Untersuchungshaft für Silke M.: "Die Angeklagte zeichnet von sich das Bild eines Aschenputtels, das bis zum Umfallen arbeitete", fasste er ihr Geständnis zusammen, in dem sie ihren Ehemann Udo M. erheblich belastet hatte. Doch Schäfer nimmt ihr den Druck durch den Ehemann nicht ab. "Eine Frau, die sich gegen drei Chefs durchsetzt, hätte auch ihm Paroli bieten können."

Damit sprach er das Treffen auf einer Autobahnraststätte an, in dem es um die zweite Erpressung ging. Auch dass sie ihm noch nach der Trennung 300 000 Euro gegeben hatte - wie der Mann zugegeben hatte, war für Schäfer kein Indiz für Druck.

Da verließ er sich auf die Erbsenzählerei, die von den Steuerfahndern geleistet worden war. Die hatten im fraglichen Zeitpunkt kein Geld in das Eigentum Udo Ms., den Vogelsrather Hof, fließen sehen. Wobei die Fahnder durchaus nachgewiesen hatten, dass auch der Mann keine Probleme hatte, Geld auszugeben, ohne bleibende Werte zu schaffen. Reisen, Uhren, Freundinnen oder Besuche im Spielcasino haben ebenfalls ihren Preis. Von all’ dem hatte Udo M. immer genug.

Am Freitag folgt das Plädoyer des Verteidigers.

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