Freibad-Übung mit viel Theaterblut

In Niederkrüchten haben verschiedene Einsatzkräfte gemeinsam den Ernstfall geprobt.

Kreis Viersen. In einem Schwimmbad wird an der Technik gearbeitet, plötzlich tritt Chlorgas aus. Hochgefährlich für alle, die damit in Berührung kommen. Rechtzeitig zur Freibad-Saison haben jetzt der Feuerwehr-Löschzug Niederkrüchten, das örtliche Deutsche Rote Kreuz (DRK), zwei DLRG-Mitglieder (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) und die Mitarbeiter des Niederkrüchtener Freibads geübt, was in einem solchen Fall zu tun wäre. Nachgestellt wurde ein Szenario, das überall im Kreis real werden könnte.

Im Ernstfall bliebe ein Löschzug allerdings nicht mit einer solchen Situation allein. Mindestens zwei weitere Züge würden anrücken. Dazu käme auch der Container zur Bekämpfung von Chemie-Unfällen, der in Viersen stationiert ist. Die Wehrleute müssten den Einsatz in Chemikalien-Schutzanzügen durchführen.

Das ist die Übungslage: Der Alarm schrillt über das Gelände, auf dem bis gerade Mitglieder des Fördervereins für die Niederkrüchtener Bäder Verschönerungsarbeiten geleistet haben. Im Maschinenraum arbeiten Handwerker. Wie viele Menschen genau vor Ort sind, hat niemand gezählt. Schwimmmeister Bernd Sauer erkennt die Situation, seine Mitarbeiterin ruft die Feuerwehr.

Die könnte eigentlich fast zu Fuß kommen, so nah liegen Feuerwache und Schwimmbad beieinander. Aber die Wehrleute müssen den Wind beachten, der die Gaswolke in Richtung des Stadions treibt. Hier trainieren noch einige Fußballer. In der Realität wären wohl auch sie betroffen gewesen.

Die roten Fahrzeuge fahren so, dass sie mit dem Wind ankommen. „Denn was nützt es, wenn wir schneller da sind, dann aber selbst in die Gaswolke geraten“, sagt Löschzugführer Rainer Engemann, der die von seinem Stellvertreter Detlef Warkus konzipierte Übung beobachtet. Er ist mit dieser ersten Entscheidung von Einsatzleiter Helmut Mennen sehr zufrieden.

Vor allem geht es bei der Übung um die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Rotem Kreuz — und mit den Schwimmbadmitarbeitern. Die beiden „Handwerker“ im Maschinenraum sind schnell gefunden und geborgen. Das DRK richtet vor dem Schwimmbad eine erste Verletzten-Sammelstelle ein. Später werden die Opfer ins nahe Feuerwehr-Gerätehaus transportiert.

Die größte Herausforderung für die Retter ist Lisa. Sie ist in ein noch leeres Becken gestürzt, fast vier Meter tief. Ihr Blut (es ist Theaterblut) färbt das Wasser rot, das sich durch den Regen dort unten gesammelt hat. Ihre Freundin Saskia ist völlig am Ende mit den Nerven. Auch das kann Realität sein: Die Wehrleute müssen sich fast mehr mit dem Mädchen, das vor Angst außer sich ist, beschäftigen, als mit dem Opfer.

Das bergen DRK und Wehr dann gemeinsam aus der Tiefe. Angeschnallt auf einer Trage muss es die Schräge im Becken hochgezogen werden. Aber Lisa lebt.

Ein tragisches Ende nimmt dagegen der Einsatz der DLRG: Die Helfer versuchen, den Mann zu reanimieren, der zuerst zusammengebrochen war. Obwohl sie alles richtig machen, ist er — das ist Teil dieser Übung — nicht mehr zu retten. Damit leben zu lernen, ist auch eine Aufgabe der Helfer.

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