Eine Lücke bei der Sicherheit

Kunden der Volksbank Erkelenz sollen ihre Daten mit Geheimnummer in einen Umschlag stecken.

Niederrhein/Erkelenz. Dieses Gut ist fast noch höher einzuschätzen als Geld: Vertrauen. Genau darauf setzen in Zeiten wie diesen Bankkunden, die sich bei ihren Kreditinstituten gut aufgehoben fühlen wollen. Die wiederum haben reagiert und in den letzten Jahren zum Teil viel Geld investiert. Das ist bei der Volksbank Erkelenz nicht anders.

Das Angebot etwa, Bank-Erledigungen vom heimischen Computer aus zu machen, wird von Fachleuten als sehr gut und sehr sicher bezeichnet. Beim Telefon-Banking der Erkelenzer dagegen gibt’s - vorsichtig gesagt - eine Lücke. Sogar die Worte "Eselei" oder "Eulenspiegelei" könnten in diesem Zusammenhang schon gefallen sein.

Um was also geht’s? Kunden, die ihre Bankgeschäfte (z.B.Überweisungen) per Telefon erledigen wollen, müssen einen Antrag ausfüllen. Darin müssen sie eine Geheimzahl angeben, die sie künftig nutzen können. Außerdem natürlich ihre Kundennummern, hinter denen sich ihre Konten verstecken sowie Name und Anschrift.

Und dieses Formular muss man zusammen mit einem entsprechenden Vertrag in einen eigens dafür gestalteten Umschlag stecken. Auf diesem ist das Team des Kunden-Centers abgebildet. Will sagen: Jeder, der einen solchen Antrag schon mal gesehen hat, weiß, dass darin Bankdaten stecken, Kundennummern und Geheimzahl.

Gleichzeitig gibt die Bank Ratschläge, wie der Kunde künftig mit der Geheimzahl (Pin) zu verfahren hat: "Die Pin darf nicht elektronisch oder in anderer Form gespeichert werden." Oder: "Eine Weitergabe der Pin an Dritte ist unzulässig." Oder: "Bei der Nennung der Pin hat der Nutzer sicherzustellen, dass er hierbei nicht ausgehorcht oder ausspioniert werden kann."

Die Bank sichert zu, dass der Umschlag mit dem Antrag auf Telefon-Banking nur von besonders geschulten Mitarbeitern geöffnet und dann ins EDV-System eingegeben wird. Danach würden die Vordrucke vernichtet. Was aber ist zwischendrin?

Einen Briefumschlag für den Antrag kann ein potenzieller Betrüger sich schon telefonisch besorgen, indem er einfach die Volksbank anruft. Er bräuchte nur noch einen schon ausgefüllten Antrag auf Telefon-Banking in die Finger zu bekommen, könnte sich daraus die Daten besorgen und später munter Geld von einem fremden Konto überweisen.

"Das ist unglaublich", reagiert Peter Lindackers von der Verbraucherzentrale Düsseldorf. "Ich fahre doch auch nicht blind Auto, bloß weil das gutgehen könnte." Was ihn umtreibt: "Wenn etwas passiert, wer übernimmt die Haftung?"

Dabei ließe sich das Risiko aus seiner Sicht einfach minimieren. "Wenn die Bank wenigstens einen neutralen Briefumschlag nehmen würde." Und: Bei den Daten fürs Internet-Banking müsse man auch nicht Geheimzahl und Kundendaten gleichzeitig verschicken.

Harald Silberer, Sprecher der Volksbank, versteht die Aufregung nicht. "Das ist ein bewährtes System. Die Briefumschläge werden nur von einer legitimierten Stelle geöffnet." Das habe sich in der Praxis bewährt. Die Tatsache, dass man am Briefumschlag den Inhalt erkennt, hält er für "unproblematisch". Insgesamt hätten sich bisher 3000 Kunden für das Telefon-Banking angemeldet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort