Doors: Eine Legende lebt

Unsterbliche Songs, der Mythos Jim Morrison: In Jüchen stehen die Musikveteranen Ray Manzarek und Robbie Krieger auf der Bühne.

Jüchen. Es wird dramatisch - die Musik von Carl Orffs Carmina Burana dröhnt über die Anlage in der Kneipe des Polodroms Jüchen, dann entern gefühlte 1200 Jahre Musikgeschichte die Bühne: Ray Manzarek und Robby Krieger, Veteranen der legendären Doors sind da. Der kleine Mann macht sich über seine Gitarre her, lässt sie kreischen, Manzarek hackt auf dem Piano, "Let it roll".

Viele im Publikum kennen den Song, singen jede Zeile mit. Aber es wird auch klar: Das hier ist keine Oldie-Veranstaltung, bei der Hits und Liedchen nachgeträllert werden. Natürlich wird’s eine Retrospektive, aber eine, die sich gewaschen hat. Es geht um Blues, und um Bluesrock. In dem die Doors verwurzelt waren.

Hart und ungeschliffen kommt er, mit oft trocken abgemischtem Schlagzeug, knalligen Gitarren-Soli und - ewig jault die Schweineorgel des Keyboarders. Der im Übrigen seine Körper-Haltung nicht geändert hat: Er sitzt kauernd links im rechten Winkel zum Publikum, nickt mit dem Kopf oder schüttelt ihn.

Wirkungsvoll werden die Doors-Dinosaurier von der Band in Szene gesetzt. Sänger Michael Matievic hat überdies die Choreographie des 1971 gestorbenen Sängers Jim Morrison studiert. Was bei "Break on through" nicht besonders gut kommt, logischerweise kann er an das Charisma Morrisons nicht kratzen, macht aber nichts. Wenn’s denn vom Gesang her psychedelisch wird, ist Manzarek am Werk. Er konnte und musste schon vor 40Jahren bisweilen seinen Sänger ersetzen.

Nach einer halben Stunde sind Publikum und Band warm, Zeit für Kurt Weills Alabama-Song aus Brechts Dreigroschenoper. Es wird klar: Die Doors waren mehr als Morrison, Manzarek war der kongeniale Partner. Im Gegensatz zu früher lässt er Krieger mehr Platz, um sich zu entfalten. Und der darf logischerweise seinen Klassiker "Touch Me" zelebrieren.

Was richtig Freude macht: Songs wie "Waiting for the Sun" saufen zwischendrin im Soundgewitter ab, und wo früher mal schnell zwischendrin eine Pille fürs Feeling eingeworfen wurde, wird heute rumgealbert. Gleich dreimal steigt die Band beim Gitarrensolo ein und wieder aus.

Aber die Band arbeitet hart, hier passt das Klischee vom schwitzenden Rock ’n’ Roller. Den Leuten gefällt’s. Ein wenig überraschend ist der Altersdurchschnitt des Publikums: Wenig Besucher, die die alten Doors noch hätten live sehen können, viele sind deutlich unter 50, sogar eine große Zahl jüngerer Menschen, 30 und darunter, ist gekommen. Insgesamt sind es um die 500, die den Raum gut füllen, ohne ihn aus den Nähten platzen zu lassen.

Das Finale: "Light my Fire". Der Meister an der Orgel erhebt sich zum Solo, zelebriert mit seinem Gitarristen die Dino-Show Manzarek/Krieger. Nach eineinhalb Stunden ist es vorbei. Eine Zugabe gibt’s nicht, die Band hat einen dringenden Frühtermin mit einem Sinfonie-Orchester in London. Da müssen ältere Herrschaften vielleicht zuvor ausschlafen.

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