Die schönste City in den Niederlanden

Roermond lockt vor allem Kunden aus Deutschland an. Die Bischofsstadt hat aber mehr zu bieten als nur Shopping.

Roermond. Seit dem 1. Dezember hat Roermond mit dem "Parkhaus Kazernenplein" das modernste Parkhaus in Limburg. Die 400 Parkplätze werden nach Minuten abgerechnet (2,3 Cent/Minute). In drei Fußminuten ist man über einen überdachten, mit Rolltreppen ausgerüsteten, hell erleuchteten Tunnel in die Innenstadt. Nur ein Beispiel für die gelungene Entwicklung der City von Roermond. Jetzt wurde die alte Bischofsstadt als "Beste Innenstadt der Niederlande" ausgezeichnet. Den Titel darf Roermond bis zum Jahr 2011 tragen.

Mit Fertigstellung der A52 und der niederländischen A73 erhielt Roermond den seit Jahrzehnten angestrebten Autobahnanschluss an Deutschland. Mit vier Autobahn-Abfahrten wurde die verträumte Bischofsstadt "wachgeküsst". Das Designer Outlet Centrum (DOC) Roermond wurde m vergangenen Jahr zum besten Outlet Centrum Europas gekürt.

Seit langem ist die Stadt in der die Rur und die Schwalm von Deutschland kommend in die Maas münden das größte Binnenseengebiet der Niederlande. "Dennoch ist Roermond das Geheimnis im Königreich der Niederlande. In Holland kaum bekannt," bedauert Stadtsprecher Mario Ogrinc.

Immerhin feiert die Stadt bis Mitte 2010 ihren 450-jährigen Bischofssitz. Das Jubiläum wird im Mai mit einer Jubiläumswallfahrt nach Rom abgeschlossen. Für Jos van Rey (64), Beigeordneter im Rathaus, ist weder das eine noch das andere ein Thema: "Wir haben nur ein Ziel: Größte Einkaufsstadt von Nordrhein-Westfalen zu werden."

Der Vizebürgermeister ist seit 1979 in wichtigen Positionen aktiv, ist seit 1995 Abgeordneter im Parlament der Provinz Limburg. Die Leidenschaft des Fleischersohns gilt aber der Entwicklung seiner Heimatstadt. Tourismus und Wirtschaftsförderung sind seine Aufgaben. Bürokratie hasst er. "Es gibt zu viel Vorschriften", beklagt er.

In Roermond denke man schnell und im voraus. So sei die gute Wirtschaftsentwicklung der Stadt zu erklären. "Als die Amerikaner 1998 meine Idee zum Umbau der Kaserne zum führenden Designer Outlet Centrum aufgriffen, da brauchten wir noch drei Jahre bis zur Umsetzung", sagt van Rey.

Im Dezember 2001 wurde eröffnet. Für die erste Erweiterung, so van Rey, habe man n nur noch zwei Jahre gebraucht. Gegen die erste Planung habe es über 1000 Beschwerden gegeben, gegen die Erweiterung keine einzige. "Wir haben Bürger und Einzelhandel überzeugt", sagt van Rey.

Die Stadt lebt vom Einzelhandel. Über 5000 Menschen arbeiten hier - fast zehn Prozent der Bevölkerung. Deshalb seien verkaufsoffene Sonntage wichtig für die Stadt und ihre Menschen. Die Innenstadt bietet 60 000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Nur drei Fußminuten entfernt kommen 90 000 Quadratmeter Verkaufsfläche des Outlet-Zentrums hinzu. Das Retailzentrum sowie der Garten- und Bauboulevard am Ostrand der Stadt ziehen ebenfalls immer mehr Käufer an.

Am 13. März wird das größte Outdoorzentrum der Niederlande neben dem Retailzentrum eröffnet. 12 000 Quadratmeter Verkaufsfläche bietet es. Der Konzern "Vrijbeuter" erwartet eine Million Kunden jährlich. "Durch die Autobahnen ist Roermond seit einem Jahr hervorragend erreichbar", sagt van Rey. Er kämpft für die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten. Die großen Einkaufszentren und etwa die Hälfte aller Läden sind in Roermond 363 Tage im Jahr geöffnet. Nur am 25. Dezember und an Neujahr ist alles geschlossen.

Dass inzwischen in den Niederlanden strengere Ladenöffnungszeiten gelten, stört van Rey nicht. "Für uns kein Thema: Roermond ist Touristenstadt. Da müssen die Läden auf sein."

Ein Stadtbummel durch Roermond vermittelt aber auch Geschichte: geldrisch, spanisch, französisch, belgisch, österreichisch und niederländisch ist die Stadt schon gewesen, gehörte der Hanse an. Im Zentrum ist der historische Markt Ziel von Touristen - wie die Christoffel-Kirche. Die Kathedrale ist Bischofssitz.

Der 370 Zentimeter hohe Christopherus ist Schutzpatron der Wanderer. Deshalb ist die Kirche auch Unterkunft für Wanderer auf dem Jakobsweg. Wer pilgert und kein Quartier hat, der bekommt in der Kirche einen Schlafplatz. Heiligenfiguren an fast allen Straßenkreuzungen in der Innenstadt erinnern an die 31 "Putten-Gemeinschaften" (Brunnengemeinschaften), die es seit dem Mittelalter gibt und die für die Sauberkeit des Brunnen (Put) einen Heiligen um Hilfe baten.

Dank eines engagierten City-Managements wurden im letzten Jahr alle großen Werbeschilder von den Fassaden verbannt. Die Architektur soll wirken. Denn hier wurden noch viele Häuser aus Tuff und Mergelsteinen gebaut. Mit ein Grund für den mediterranen Charakter der Stadt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort