„Crash Kurs NRW“: Unfallprävention mit Schock-Fotos

Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr werden Schüler im Rahmen von „Crash Kurs NRW“ mit Unfallbildern konfrontiert.

Viersen. In der Aula des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums herrschte absolute Stille, wenngleich dort knapp 260 Oberstufenschüler Platz genommen haben. Die Gesichter der Schüler sind ernst, Fassungslosigkeit spiegelt sich in den Mienen wieder. Bei einigen Schülerinnen schimmern Tränen in den Augen. Betroffenheit hat sich breit gemacht und das liegt an dem Erlebnis, von dem der Viersener Polizeibeamte Thomas Küppenbender gerade erzählt hat. Eine Geschichte, die er in seiner Funktion als Polizist selber erlebt hat, als er zu einer Unfallstelle gerufen wurde.

Seine Erinnerung an den Vorgang betrifft den Tod eines jungen Fahranfängers, der alkoholisiert und mit zu hoher Geschwindigkeit auf einer kurvenreichen Waldstrecke im Kreis Viersen die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und gegen einen Baum prallte. Nicht nur der geschilderte Anblick an der Unfallstelle schockiert dabei. Eindringlich erzählte Küppenbender vom Überbringen der Todesnachricht des Sohnes an die Eltern. „Sie hatten den Frühstückstisch für sich und ihre beiden Söhne gedeckt. Doch ein Gedeck wird nun immer leer bleiben. Tut euch und euren Eltern das nicht an“, mahnte Küppenbender.

Die ungewöhnliche Art der Prävention im Bereich Verkehrssicherheit fand bereits zum zweiten Mal am Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium statt. Schulleiter Rolf Fenner begrüßte die Präventions-Kampagne für mehr Verkehrssicherheit, den „Crash Kurs NRW“, erneut an seiner Schule. Im Rahmen der Aktion berichten Polizei, Feuerwehr und Rettungssanitäter von ihren Einsätzen bei Verkehrsunfällen und schildern, was sie beim Eintreffen an der Unfallstelle erleben und wahrnehmen und auch, wie sie Angehörigen vom Tod eines Familienmitglieds durch einen Verkehrsunfall berichten. Zu Beginn der Veranstaltung gab es eine Dia-Show, die Bilder von schweren Verkehrsunfällen im Kreis Viersen zeigte. Mit diesem ungewöhnlichen Weg der Konfrontation hoffen die Beteiligten, die Zahl schwerer Verkehrsunfälle, an denen junge Fahrer beteiligt sind, nachhaltig zu verringern.

Die Statistik zeigt: Junge Fahrer unter 25 Jahren verursachen nach wie vor überproportional häufig Unfälle. „Bei Zweidrittel der Unfälle mit Fahranfängern ist keine Fremdeinwirkung gegeben. Es ist ein Abkommen von der Fahrbahn aufgrund zu hoher Geschwindigkeit. Des Weiteren spielen Alkohol, Drogen, Telefonieren und SMS schreiben während der Fahrt eine Rolle für die Unfälle“, sagte Martin Gennert vom Kommissariat Verkehr und Verkehrsunfallprävention, der die Veranstaltung moderierte. Ob die erfolglose Reanimation eines zehnjährigen Jungen, der unangeschnallt bei seinem Bruder im Wagen mitfuhr oder der schwere Unfall mit fünf Jugendlichen aufgrund überhöhter Geschwindigkeit, bei dem ein Mensch starb — der „Crash Kurs NRW“ kam an bei den Schülern.

„Das ist alles ziemlich schockierend. Ich mache gerade den Führerschein. Das Gehörte wird Einfluss auf mein Fahrverhalten haben“, sagte Jana (17). Als sehr emotional und einprägend bezeichnet Simon (17) die Veranstaltung. Er ist sich ebenfalls sicher, dass diese Bilder sein Autofahren beeinflussen werden. Eins ist allen klar geworden: Verkehrsunfälle haben immer Ursachen.

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