Bund: Baumfällungen durch die Hintertür

Naturschützer kritisieren das Vorgehen der Verwaltung.

Viersen. In Viersen scheint in diesen Tagen die Kettensäge umzugehen. In Dülken, in der Nähe des Parks, fielen mehrere alte Bäume für ein Bauprojekt. In Viersen wurden zwei Ahornbäume, ebenfalls sehr betagte Exemplare, an der Wilhelmstraße abgeholzt (die WZ berichtete).

Und die stadtbildprägende Weide zwischen Weberhaus und katholischer Kirche in Süchteln wurde ebenfalls gefällt. Dass dies wegen des Karnevalszuges geschehen ist, wie gerüchteweise zu hören war, wird von der Verwaltung strikt zurückgewiesen.

Nicht nur für Almut Grytzmann-Meister, BUND-Vorsitzende für den Kreis Viersen und sachkundige Bürgerin im Umweltausschuss, ist das Maß voll. Auch viele Bürger haben kein Verständnis mehr für das Abholzen. "Seit in der Stadt Viersen keine Baumschutzsatzung mehr besteht, wird innerhalb der Stadt fröhlich gefällt und das auf privaten wie städtischen Flächen", empört sich Grytzmann-Meister.

Bei den alten Ahornbäumen soll die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben gewesen sein. Das gilt auch für die Weide auf dem Kirchengelände in Süchteln. Hier übernahm die Stadt eine vertragliche Pflege-Verpflichtung. Dabei soll festgestellt worden sein, dass der Baum unter "erkennbar abnehmbarer Vitalität" litt, wie der Beigeordnete Gerd Zenses mitteilte. "Wir haben über die Jahre Kronen-Einkürzungen vorgenommen, aber Stammschäden bis in die Krone und eine Schädigung von über 70 Prozent haben eine Fällung unabdingbar gemacht", sagt Zenses.

Zehn weitere Bäume stehen im Viersener Stadtgebiet noch auf der Liste. Wo die allerdings gefällt werden, das wollte der Beigeordnete nicht verraten. Begründung: "Der BUND macht immer einen Riesenzirkus - wenn wir die Straßen vorab sagen, gibt es wieder Diskussionen und Bürgeraufläufe."

Zählt man in Viersen alleine die Fällungen der vergangenen Wochen, zum Beispiel am Hormesweg, am Löhfriedhof und entlang der Niers an der Trafostation, so kommt man laut BUND auf eine Zahl von knapp 200 Bäumen. Almut Grytzmann-Meister wirft der Verwaltung und der Politik Ignoranz vor. Bäume würden nicht ordnungsgemäß von Fachleuten untersucht, sondern die "Verkehrssicherungspflicht" als bequemes Schild vor sich her getragen.

Zudem gebe es keinerlei Auflagen bei privaten Investoren, die Grundstücke kaufen und aus ihrer Sicht störende alte Bäume einfach fällen lassen würden.

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