Bracht: Kamelle sind Freddies Leben

Fred Frencken verkauft in Bracht süßes Wurfmaterial.

Bracht. "Mit ner Pappnas geboren..." schallt aus den Lautsprechern in der Halle im Brachter Gewerbegebiet Holtweg. Wenn die Menschen reinkommen, verändert sich bei den meisten der Gesichtsausdruck. Statt gehetzt wirken sie irgendwie fröhlich. Das liegt nicht nur daran, dass die Karnevalsmusik ein Gute-Laune-Garant ist und es so lecker nach Bonbons riecht. Die gute Stimmung geht von dem Mann aus, der hinter der Theke steht: Karamelle-Freddie alias Fred Frencken (64).

Hinter ihm an der Wand hängen Bilder. Bilder vergangener Zeiten - Freddie selbst als Prinz Karneval in Roermond 1971, Garden, Prinzenpaare. Aber auch aktuelle Bilder, kurze Dankschreiben von denen, die ihre Kamelle von Freddie beziehen.

Den Unterschied zwischen Ka-ra-melle und Ka-melle hat Freddie schnell erklärt. Es ist die Sprache. Auf der einen Seite der Grenze, nämlich der deutschen, heißt es Kamelle, auf der anderen Karamelle. Frencken entwickelte seinen Schriftzug so, dass die zwei ent- und unterscheidenden Buchstaben herausgehoben sind. Jeder kann es so lesen, wie er mag.

Mit 58 Jahren ging der niederländische Vollblutkarnevalist in Rente. "Aber Karneval, das ist so ein Brauchtum, das von Herzen kommt, das erfasst einen ganz", sagt er. Und deshalb war klar, dass er die plötzlich freie Zeit dem Karneval widmen wollte. Ein Freund von ihm hatte einen Süßwarengroßhandel in Bracht. "Und da war sie auf einmal, die Marktlücke", erzählt Freddie: "Seine Süßigkeiten und mein Netzwerk im Karneval."

Er kennt wirklich alle und jeden. In der sechsten Session hat er seine Zelte nun in Bracht aufgeschlagen, insgesamt gibt es in Deutschland inzwischen neun Verkaufsstellen. "Die Anfragen kommen aus dem ganzen Land", so Frencken - und aus den Niederlanden und Belgien sowieso. Von dort kommen auch die Bonbons, denn, so ist der Fachmann überzeugt, es sind die leckersten.

Sein Favorit in diesem Jahr ist aber gar nicht süß, sondern herzhaft und salzig: Erdnüsse. Da gönnt er sich auch mal ein Tütchen zwischendurch. Ansonsten nimmt er pro Session etwa sieben bis acht Kilo ab - und nicht etwa zu. Wo andere sich quer durch Zuckerstangen, Gummibärchen und Chips futtern, saust er zwischen den Kartons hin und her, lädt zum Probieren ein, packt um, stapelt neu und ist ständig in Bewegung.

Selbst feiern kann er nur noch an zwei Tagen in der Session: "Bei der Roermonder Prinzenproklamation und am Veilchendienstag." Bis zum Karnevalssamstag allerdings muss Freddie noch seine speziellen Bonbon-Mischungen anpreisen und die Kunden beraten. Dann schließen sich die Türen im Brachter Gewerbegebiet - bis zum 2. November.

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