Amoklauf in Schwalmtal: Prozess verschoben

Für den Tod von drei Menschen soll Hans P. (71) verantwortlich sein. Er ist derzeit nicht verhandlungsfähig.

Schwalmtal/Mönchengladbach. Am Dienstag sollte der Prozess gegen den 71-jährigen Hans P. beginnen. Der Rentner hatte am 18.August im Haus seiner Tochter in Amern zwei Rechtsanwälte und einen Gutachter erschossen und einen weiteren Gutachter schwer verletzt.

Jetzt ist er "wegen einer akuten Erkrankung" nicht verhandlungsfähig, so das Gericht. Ein Sondereinsatzkommando der Polizei hatte damals den Amoklauf beendet und den 71-Jährigen zur Aufgabe bewegen können.

Zu der Bluttat war es nach P.’s eigenen Aussagen gekommen, weil er es nicht mehr ertrug, wie lange sich das Verfahren um den Verkauf des Hauses seiner Tochter und seines Ex-Schwiegersohns hinzog. Er machte Gutachter und Rechtsanwälte mit dafür verantwortlich, dass es so lange dauerte und dass seine Tochter nicht das bekomme, was ihr aus seiner Sicht zustehe.

Das Geld für den gemeinsamen Hausbau war zu großen Teilen von seinem Schwiegersohn gekommen, er hatte aber Fachwissen und vor allem seine Arbeitskraft zur Verfügung gestellt. In Polen habe er ein Bauunternehmen besessen.

P.’s Gesundheitszustand ist schon seit Jahren nicht gut, er habe "mehrere chronische Erkrankungen", sagt sein Anwalt Michael Rost. Am Freitag hat sich P. noch einer Herzkatheter-Untersuchung unterziehen müssen. Er hat nach Auskunft seiner Tochter Barbara K. schon mehrere Bypässe. Seine Diabetes-Erkrankung schwäche ihn auch immer mehr, erzählt sie.

Er sei im Gefängnis schon mehrfach wegen Unterzuckerung umgefallen. "Die Ärzte im Justizkrankenhaus Fröndenberg haben sich gestern Mittag ein Bild von seinem aktuellen Zustand gemacht und festgestellt, dass er nicht verhandlungsfähig ist", sagt Rost. Er selber sorge sich auch um die Gesundheit seines Mandanten.

Die Frage nach der Verhandlungsfähigkeit hatte für Hans P. schon einmal eine Rolle gespielt. Im Jahr 2006 hatte die Tante seines Ex-Schwiegersohns ein Verfahren gegen ihn angestrengt. Er habe sie mit einem Baseballschläger auf den Kopf geschlagen. P. legte damals Atteste vor, nach denen er zunächst verhandlungs- und schließlich sogar prozessunfähig war. Ein Gutachter hatte ihm unter anderem eine Traumatisierung bestätigt.

Und genau um die geht es der Tochter. Für sie ist hier die Ursache für das für alle unverständliche Verhalten ihres Vaters zu suchen, bei dem drei Menschen ums Leben kamen. Sie erzählt die Geschichte von diesem Tag im Jahr 2006 nämlich völlig anders. Es seien zwei Menschen verletzt worden - nämlich die Tante und ihr Vater.Dazu gibt es Fotos und Krankenhausberichte.

P. hatte ein Verfahren gegen die Tante und andere angestrengt, sie seien die Schläger gewesen, die Tante selbst sei nur ein Zufallsopfer. Aber auch dieses Verfahren wurde eingestellt - aus Mangel an Beweisen. Seitdem habe Hans P. jegliches Vertrauen in die Justiz verloren.

Schon bei P.’s Festnahme war spekuliert worden, ob es jetzt wieder zur Verhandlungsunfähigkeit kommen sollte. Er glaube fest daran, dass der dreifache Mord verhandelt werde, hatte Oberstaatsanwalt Peter Aldenhoff auf einer Pressekonferenz am Tag nach der Tat gesagt. Frühestens wird das jetzt am Aschermittwoch der Fall sein.

Sein Anwalt richtet sich jedenfalls auf diesen Tag als ersten Verhandlungstag ein. Insgesamt sind von da an noch zehn Termine anberaumt. Ein Urteil wird frühestens im April fallen.

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