Allgemeines Krankenhaus Viersen: Im Sinne der Patienten handeln

20 Mitarbeiter des Allgemeinen Krankenhauses Viersen lernten, wie sie mit ethischen Konflikten umgehen.

Viersen. Else T. ist 87 Jahre alt, nach einem Schlaganfall liegt sie auf der Intensivstation, muss beatmet und über eine Sonde ernährt werden. Ihr Zustand bessert sich nicht. Die Prognose ist unklar. Fest steht aber, dass eine Pflegebedürftigkeit und eine Hirnschädigung zurückbleiben. Eine Patientenverfügung liegt nicht vor. Während die Ärzte um ihr Leben kämpfen, möchten die Angehörigen ihr Leiden nicht unnötig verlängern.

"Gerade im Krankenhaus-Alltag werfen die Möglichkeiten der modernen Medizin bei der Pflege und Behandlung von schwerkranken Patienten immer wieder Fragen auf, die mit Fachwissen allein nicht zu beantworten sind", sagt Dr. Falk-Rüdiger Althoff, Ärztlicher Direktor im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Viersen.

Unreflektierter Einsatz aller möglichen Therapie-Optionen könne dazu führen, dass man gerade bei unheilbar Kranken nicht mehr im Sinne der Patienten handele. Im AKH werden die Mitarbeiter täglich mit Konflikten dieser Art konfrontiert.

In einer Fortbildung zur ethischen Fallbesprechung lernten nun 20 Mitarbeiter aus allen Fachabteilungen fünf Tage in Vorträgen, Arbeitsgruppen und Rollenspielen intensiv die Theorie und Praxis im Umgang mit ethischen Konflikten kennen. "Bei der Betrachtung ethischer Fragen müssen nicht nur medizinische, sondern individuell auch menschliche Aspekte berücksichtigt werden", so Althoff.

"Die ethische Betrachtung hilft Antworten auf die Frage ‚Was soll ich tun?’ zu finden", so Krankenhausseelsorger Ekkehard Rüdiger, der die Veranstaltung mit dem Klinischen Ethikberater Walter Pasch moderierte. "Die Entscheidung trifft zwar letztlich der behandelnde Arzt. Doch mit der ethischen Fallbesprechung kann in kritischen Fällen eine gemeinsame Lösung gefunden werden, die dann möglichst alle Beteiligten, Ärzte, Pfleger, Patienten und Angehörige, mittragen können", sagt Rüdiger.

Mittelfristig ist die Gründung eines Ethik-Komitees am AKH geplant. "Es ist nicht egal, wie man stirbt", so Althoff. Patientenverfügungen und ethische Fallbesprechungen sind laut Krankenhaus wichtige Entscheidungshilfen bei der Therapieplanung in der Endphase des Lebens.

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