„Prost Neujahr“ sechs Stunden später

Seit Anfang August lebt Karolin Prudlo in Kolumbien. Die 19-Jährige arbeitet dort für ein kirchlich unterstütztes Hilfsprojekt. Silvester feiert sie mit ihrer Gastfamilie.

Líbano/Schwalmtal. Wenn Karolin Prudlo Schlag Mitternacht das Jahr 2009 begrüßt, liegt ihre Familie daheim sicher schon seit Stunden im Tiefschlaf. Denn die 19-Jährige feiert sechs Stunden später Silvester: Sie lebt und arbeitet derzeit in Kolumbien.

Mindestens ein Jahr soll ihr sozialer Dienst in der Kleinstadt Líbano, etwa 220 Kilometer westlich der Hauptstadt Bogotá gelegen, dauern. Seit Anfang August ist sie vor Ort.

"Ich hatte schon lange Lust, so etwas zu machen", erzählt sie am Telefon. Die Verbindung nach Übersee ist schlecht, immer wieder rauscht und knackt es. "Aber ich wollte nicht einfach so herumreisen, sondern auch eine sinnvolle Aufgabe im Ausland haben", fährt sie fort.

Über den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) kommt die Abiturientin des Dülkener Albertus-Magnus-Gymnasiums an das kirchlich unterstützte Hilfsprojekt in Südamerika. "Mama, Papa - ich fahre nach Kolumbien", heißt es plötzlich im Hause Prudlo. "Meine Eltern hatten schon ein wenig Angst, aber sie haben zuerst gar nicht geglaubt, dass ich es wirklich durchziehe."

Und auch ihr selbst wird ein wenig anders, als es schließlich ernst wird und sie den positiven Bescheid auf ihre Bewerbung bekommt - viele Monate lang fern der Heimat? "Aber dann dachte ich: Das ist Schicksal, du machst das jetzt!"

Und wenige Monate später geht sie in die Armenviertel von Líbano, besucht deren Bewohner, veranstaltet Treffen für Kinder und Jugendliche und gibt Unterricht in Deutsch und Englisch. "Ich fühle mich wohl hier, auch wenn jeder über jeden spricht - ein wenig wie in einem Eifel-Dorf", sagt Karolin Prudlo und lacht.

Doch ganz unbegründet war die Sorge ihrer Eltern nicht. In Kolumbien, das als eines der gefährlichsten Länder der Welt gilt, muss die blonde junge Frau ("Ich bin hier wie ein bunter Hund") gewisse Sicherheitsregeln beachten. Allein darf sie sich nur im Zentrum aufhalten, Ausflüge in die Umgebung sind ohne Begleitung tabu.

Am Mittwoch will sie mit der Familie ihrer "Señora" den Jahreswechsel begehen. Im Haus der 44-jährigen Kolumbianerin hat sie ein Zimmer. Die Schwalmtalerin glaubt, dass es eine sehr laute Nacht wird. "Schon das Weihnachtsfest war wie eine riesige Party. Und die Leute lieben die Knallerei."

Ihre tausende von Kilometern entfernt feiernden Freunde werde sie aber schon vermissen: "Silvester ohne sie ist schon ein wenig doof."

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