„50 fit“ fürs Selbstwertgefühl

Ältere Menschen sollen wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Das ist das Hauptziel eines erfolgreichen Arge-Projekts.

Kreis Viersen. Rolf Weyerbrock verlor im April 2008 seine Arbeit und rutschte in Hartz IV. "Das Selbstwertgefühl war im Keller, und ich war mehr als froh, als ich durch die Gesellschaft zur Förderung der Beschäftigung als ernsthafter Gesprächspartner aufgenommen wurde und das Programm startete", erzählt er. Bewerbungstraining, Niederländischkurs - Weyerbrock nutzte die Möglichkeiten und fand mit Beginn des neuen Jahres wieder eine Beschäftigung als Außendienstler.

Der 58-Jährige gibt dem guten Gesamtergebnis der Arge Kreis Viersen bei der Vermittlung älterer Arbeitnehmer ein Gesicht. Die Arge schaffte es innerhalb des vergangenen Jahres, 107 Bezieher des Arbeitslosengeldes II, die älter als 50 Jahre alt sind, in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Das Geheimnis des Erfolges: Das Projekt "50 fit".

"Eigentlich ist es ein wenig bekanntes Projekt", sagt Burkhard Maaßen, stellvertretender Arge-Geschäftsführer. Das vom Bundesministerium für Arbeit aufgelegte Programm "Perspektive 50plus - Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen" ist der Rahmen des Ganzen.

Dieses Programm nutzte der Kreis Kleve bereits erfolgreich. Durch Kontakte zwischen der Arge Kreis Viersen und dem Kreis Kleve entstand im vergangenen Jahr eine Kooperation bis 2010. Eine Partnerschaft bot sich an, da die Grenzsituation zu den Niederlanden und der daraus resultierende "euregionale Arbeitsmarkt" die gemeinsame besondere Situation der beiden Kreise bestimmen.

Gemeinsam entwickelte man das Konzept für "50 fit" und erhielt vom Ministerium grünes Licht. Pro Jahr fließt so eine Förderung von 500.000 Euro. Mit Hilfe dieses Geldes werden die älteren Arbeitslosen wieder fit für den Arbeitsmarkt gemacht.

Im Kreis Viersen setzt die Arge das Projekt zusammen mit der Gesellschaft zur Förderung der Beschäftigung (GFB) um. "Wir starten mit intensiven Vorgesprächen und loten aus, wo die Schwächen und Stärken liegen", erklärt GFB-Projektleiter Christian Spendel. "Die Schwächen schaffen wir mittels entsprechender Qualifizierungsmaßnahmen ab, und über die Stärken bauen wir das Selbstbewusstsein auf. Das ist ein wichtiger Aspekt."

Das Programm bietet aber noch mehr. So gehören Niederländisch-Kurse zum Angebot, da die Arbeitslosen auch über die Grenze an Firmen vermittelt werden. Eigens dafür gibt es auch einen Betreuer aus den Niederlanden, der die dortigen Arbeitsbedingungen kennt und darüber informiert.

Es gibt auch praktische Hilfen, wie den Verleih eines Wagens. Es sei sehr schwer, von Kempen oder Schwalmtal Arbeitsstellen in Venlo zu erreichen, so Spendel. Daher besteht für die Projektteilnehmer, wenn sie Arbeit gefunden haben, aber die Anreise ein Problem ist, die Möglichkeit zum Leihwagen. Später kann dann der Kauf eines gebrauchten Fahrzeuges über ein Arge-Darlehen erfolgen.

Dass das Konzept aufgeht beweisen die Zahlen. Von den 350 Arbeitslosen, die am Projekt teilgenommen haben sind ein Drittel wieder in den Arbeitsmarkt integriert. Einer davon ist Rolf Weyerbrock.

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