Asylsuchende Wird Daihatsu-Zentrale Unterkunft für Flüchtlinge?

Die Stadt Tönisvorst muss immer mehr Menschen unterbringen. Doch Wohnraum ist knapp. Das freie Gebäude an der Industriestraße in St. Tönis würde für Entlastung sorgen.

Asylsuchende: Wird Daihatsu-Zentrale Unterkunft für Flüchtlinge?
Foto: Dirk Jochmann

St. Tönis. Der gepflasterte Vorplatz ist leer. Die Außenjalousien an den vielen Fenstern des Verwaltungsgebäudes sind heruntergelassen. Der rote Schriftzug „Daihatsu“ ist nur noch an der Werbe- stele gut zu lesen. Über dem gläsernen Zugang zum Gebäude ist das Aushängeschild der ehemaligen Europazentrale des japanischen Kleinwagenherstellers verblasst. Nach Jahren des Leerstandes glänzt hier nichts mehr wie ein polierter Kotflügel.

Aber hinter den Jalousien ist der Zustand der Büroräume der ehemaligen Europa-Zentrale Daihatsus „tadellos, als seien die Mitarbeiter gerade in die Mittagspause entschwunden“. Bürgermeister Thomas Goßen und seine Verwaltungskollegen Wolfgang Schouten und Marcus Beyer haben den Gebäudetrakt an der Industriestraße in St. Tönis, in direkter Nachbarschaft zur Gärtnerei Lambertz, zu dem Stanz- und Presswerk „Ziemes & Söhne“ und „Hülsen“, Hersteller von Rohrformteilen, in Augenschein genommen.

Ein neuer Mieter aus der Automobilbranche wird aber hier für den Standort gerade nicht vorgestellt. Die gewerbliche Immobilie soll der Stadt vielmehr bei der Unterbringung von Flüchtlingen, die in steigender Zahl (s. Kasten) vom Land zugewiesen werden, Luft verschaffen.

Hinsichtlich „Größe, Zustand und zeitlicher Verfügbarkeit stellt sie zurzeit die einzige Möglichkeit dar“, Flüchtlingen dauerhaft ein Dach über dem Kopf zu bieten. „Dass jetzt schon 28 Personen in der Turnhalle an der Gelderner Straße untergebracht sind, ist eine absolute Notlösung“, betont Goßen. Auch die Tage der Container am Vorster Sportplatz, Wohnort für zurzeit 23 Personen, sind gezählt. Sie werden 2016 abgebaut. Für 2015 werden weitere 123 Flüchtlinge erwartet. Laut Verwaltung ergibt sich ein Wohnraumbedarf für 174 Menschen. Bisher sei es gelungen, Flüchtlinge dezentral unterzubringen, in Ein- und Mehrfamilienhäusern, Doppelhaushälften und Containern. Nun müsse eine zusätzliche zentrale Unterbringung geschaffen werden.

Das Thema steht am 18. Juni, ab 18 Uhr im Stadtrat auf der Tagesordnung. Stimmt er mehrheitlich einer Anmietung des Verwaltungstraktes der Ex-Daihatsu-Liegenschaft grundsätzlich zu, beginnt der Eigentümer mit dem Umbau.

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