Wilfried Schmickler überzeugte im Forum Corneliusfeld

Im Forum Corneliusfeld überzeugte Wilfried Schmickler mit seinem aktuellen Programm „Weiter“.

Tönisvorst. „Es gibt nicht viel, worum Köln die Tönisvorster beneidet.“ Das stellte Wilfried Schmickler nach seinem zweistündigen Programm lakonisch fest. Aber um den Stadtkulturbund, der ehrenamtlich solche Veranstaltungen auf die Beine stelle, dürfe die Dom- die Apelstadt dann doch beneiden. So geschmeichelt entließen Schmickler und der angesprochene Stadtkulturbund das Publikum aus dem ausverkauften Forum Corneliusfeld.

Vorher präsentierte sich Schmickler als Wutbürger, Satiriker, Choleriker, als sensibler Beobachter und eben auch als ausgezeichneter Kabarettist. Dem Publikum wurde klar, warum der Mann zur Top-Riege der deutschen Kabarett-Szene gehört. Nach der schmeichelhaften Begrüßung („Lieblings-Forum“, „Lieblings-Stadtkulturbund“ und „Lieblings-Tönisvorst“) zeigte sich Schmickler froh, dass das Publikum den Weg ins Schulzentrum gefunden hatte — trotz all der Geld-Untergangs-Stimmung. So stieg der wie immer dunkel gekleidete Kölner in sein Programm „Weiter“ ein, bei dem alle gesellschaftlichen Schichten ihr Fett abbekamen: Politiker, Kirche, normale Bürger und auch der Bundespräsident. Den sieht Schmickler so glaubwürdig „wie einen Rubbellosverkäufer“. Sei es die Villa („Bei dem Preis sollte man mal mit einem Kölner Immobilienmakler sprechen!“), dem eigenständigen Hineindrängen in eine Opferrolle und letztlich mit der Entschuldigung für Alles: „Der übt noch“.

Womit aber auch das Lieblingsthema erreicht war. Das breite Feld der Politik. Hier ist der 57-Jährige thematisch so richtig zu Hause. Seine Grundausrichtung konnte man schon am Trinkgefäß ablesen: ein Glas mit dem schon leicht verblassten Symbol der Anti-Atomkraft-Bewegung. Wobei ihm allerdings auch nicht alle Grünen grün sind. Aber besonders im Fokus: die amtierende Regierung mit ihrem Motto: „Die Mutti wird es schon richten!“ Was in der Feststellung gipfelt, dass diese, wenn sie mit ihrem Latein am Ende sei, eben griechisch spreche.

Verständlich, dass auch nach einem Jahr noch die Doktor-Affäre Guttenbergs nicht unerwähnt bleiben durfte. Wobei Schmickler besänftigend einwarf, dass er lieber einen Blender habe, als gar keine Lichtquelle. Und ehrliches Mitleid mit den Politikern zeigte er auch. Die würden nämlich immer jünger. Vielleicht würden sie von ihren Parteien ja in Kellern gezüchtet, mutmaßte Schmickler. Sie seien zusammengesetzt aus ausgewählten Details wie damals Frankenstein.

Eine Attacke ritt er auch gegen die katholische Kirche — ohne dabei platt oder für tief gläubige Menschen beleidigend zu wirken. Sozialkritisch beleuchtete er die Bildungssituation an den Schulen, wo es nach seiner Sicht eine Differenzierung von der Upper- und Klapper-Class gebe. Und wo er auch eine Lanze für die Pädagogen brach, die von 16 Kultusministern und einer noch größeren Zahl von Schulsystemen eingesperrt seien und von verhätschelten Kindern tyrannisiert würden.

Dass er insgesamt einem Teil der Bevölkerung „Niveau-Limbo“ nachsagte, passte zu seinem Programm. Was man nach den zwei Stunden mit nach Hause nehmen sollte? Vielleicht das Buch oder die CD meinte Schmickler mit süffisantem Lächeln. Und eine letzte Zugabe, seine klassische Wortkaskade rund um die Frage „Wer sind wir und wer seid ihr?“ schloss den gelungenen Abend.

Und am Ausgang lernte so mancher Besucher noch die entspannte Seite des Wilfried Schmickler kennen. Der sich in Tönisvorst beim Stadtkulturbund und dem Publikum wieder einmal gut aufgehoben gefühlt hatte.

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