Viersener Fluthelfer zurück auf Wangerooge

Vor 50 Jahren fuhren 300 Jugendliche aus dem Kreis Viersen nach Wangerooge, um nach einer Sturmflut zu helfen.

St. Tönis. Vor 50 Jahren machten sich rund 300 Berufsschüler aus dem Kreis Viersen auf den Weg nach Wangerooge, um nach einer verheerenden Sturmflut zu helfen. Jetzt ist eine kleine Gruppe wieder dorthin zurückgekehrt. Mit dabei auch der langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Walter Schöler aus St. Tönis.

Sechs der damaligen Jugendlichen sowie der einstige Leiter der Hilfsaktion Heinrich Riehl samt Familien und Ehepartner waren fünf Tage zu Besuch auf der Insel. „Ich war zum ersten Mal wieder da“, sagt Schöler nach der Rückkehr.

Die Gruppe erkundete die Insel, besuchte die frühere Gärtnerfamilie Brüggerhoff und das damalige Quartier, die alte Strandkorbhalle — ein Schwelgen in Erinnerungen. „Wir haben auch die alten Hotels wiedererkannt, in die wir damals hineingesehen und gestaunt haben“, erzählt der heute 65-jährige Schöler.

Wangerooges Bürgermeister Holger Kohls bedankte sich in einer Ansprache bei der Gruppe für den damaligen Einsatz und stellte den Gästen aus dem Kreis Viersen aktuell anstehende Maßnahmen vor.

Investitionen in den nächsten vier Jahren sollen zur Inselsicherung beitragen, darunter 40 Millionen Euro zur Erhöhung des Deiches. Lehrer Heinrich Riehl wurde mit der Wangerooge-Medaille ausgezeichnet.

In der Nacht auf den 17. Februar 1962 hatte die Sturmflut gewütet. „Damals, vor 50 Jahren, waren wir 15- oder 17-jährige Berufsschüler. Wir konnten uns trotz der Berichte im Fernsehen und den Zeitungen nicht das zerstörerische Ausmaß der Sturmflut vorstellen“, erinnert sich Schöler.

Walter Schöler erinnert sich an den Hilfseinsatz auf Wangerooge

Tonnenschwere Felsbrocken von mehr als einem Meter Durchmesser waren auf die Insel geschleudert worden. Der Strand war weggespült. Wo sich einst eine Gärtnerei mit Gewächshäusern und fruchtbarem Boden befunden hatte, gab es nur noch Glas- und Metallreste und salzigen Sand.

Die Jugendlichen opferten nicht nur ihren halben Jahresurlaub sondern auch noch ein Monatsgehalt, um die von Heinrich Riehl, damals Lehrer an der Kempener Berufsschule, initiierte Hilfsaktion zu unterstützen.

In sechs Gruppen zu je 50 Jugendlichen arbeiteten sie jeweils 14 Tage auf der Insel. Sie setzten den Strand instand und räumten die zerstörte Gärtnerei der Familie Brüggerhoff von den Gewächshausresten und Sand.

Der Einsatz auf Wangerooge habe die Teilnehmer für das Leben ein Stück mit geprägt, meint Schöler im Rückblick. Neben der Arbeit — zusammengerechnet rund 15 000 Stunden — gab es auch viele angenehme Erinnerungen. „Für mich war es neu, das Meer zu sehen“, so Schöler.

Und: „Die Schwielen an den Händen, die sich so mancher morgens beim Schüppen oder mit der Schubkarre geholt hat, wurden durch das Erlebnis der nachmittäglichen Freizeit am Badestrand, mit Quallenweitwurf und Muschelsammeln oder bei einer Wattwanderung wieder mehr als wett gemacht.“

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