St. Tönis Schüler helfen beim Lernen und bei den Hausaufgaben

Im Projekt „Chancenwerk“ werden Achtklässler der Gesamtschule Tönisvorst zu Lerntutoren ausgebildet.

St. Tönis: Schüler helfen beim Lernen und bei den Hausaufgaben
Foto: Lübke

St. Tönis. Eigentlich ist es einer der beiden unterrichtsfreien Nachmittage, aber Cagla und Nanthicha gehören zu einer Gruppe von insgesamt 14 Schülern, die sich regelmäßig an den Dienstagen und Freitagen von jeweils 14 bis 15.30 Uhr in der künftigen Rupert-Neudeck-Gesamtschule einfinden. An diesen beiden Nachmittagen steht an der Tönisvorster Gesamtschule eine besondere Lernförderung auf dem Programm.

Die Achtklässler unterstützen die Schüler der fünften und sechsten Klassen bei den Hausaufgaben und lernen zusammen mit ihnen für Arbeiten oder helfen, wenn Unterrichtsstoff noch nicht richtig sitzt. Das Ganze ist eine Kooperation der Gesamtschule mit dem in Duisburg ansässigen Verein Chancenwerk, der ein etwas anderes Konzept zur Lernförderung fährt. Hier werden Achtklässler zu Lerntutoren ausgebildet, um danach jüngeren Schülern zu helfen.

Aber nicht nur das. Als Gegenleistung erhalten sie selbst kostenfreie Nachhilfe durch Studenten in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik. „Es ist eine Win-Win-Situation. Die Achtklässler wiederholen Schulstoff und es ist nun einmal so, dass man nur das vermitteln kann, was man selbst versteht. Dazu können sie bei eigenen Schwachstellen die kostenfreie Nachhilfe nutzen. Die jüngeren Schüler profitieren indes von einer Lernstoffvermittlung auf Augenhöhe“, sagt Schulleiter Andreas Kaiser. Der Kontakt zum Verein entstand über die Schulpflegschaftsvorsitzende.

Chancenwerk bildet die Achtklässler in drei Workshops für ihre neue Aufgabe aus. „Unser erster Workshop nennt sich ,Chancenwerk startet´. Hier werden die Schüler auf ihren Einsatz vorbereitet. Sie erfahren, was ihre neue Rolle ist“, erklärt Songül Kavut, pädagogische Koordinatorin von Chancenwerk. Im zweiten Workshop namens „Chancenwerk fordert heraus“ stehen Lernstrategien und Vermittlungstechniken auf dem Programm. Bei Nummer drei („Chancenwerk gewinnt“) geht es um die soziale Komponente und die Persönlichkeitsentwicklung.

Bei ihren Einsätzen lässt Chancenwerk die Lerntutoren aber nicht alleine. Ihnen stehen die Studenten unterstützend zur Seite, wenn doch einmal Fragen auftauchen, bei denen sie nicht weiterwissen. „Ich wollte gerne einen Mehrwertjob machen und bin auf das Angebot gestoßen. Schon im Zivildienst und der Jungen Uni habe ich mit Kindern gearbeitet. Es macht einfach Spaß“, sagt Nicolas Ertmann, der Soziologie studiert.

An der Gesamtschule nutzen 26 Fünft- und Sechstklässler das Angebot. „Ich finde es besser, einen älteren Schüler etwas zu fragen, als einen Lehrer“, bemerkt Tim, der gerade Hausaufgaben gemacht hat und nun mit Unterstützung Mathe übt. Lilly ist indes mit Englisch beschäftigt und Sunia mit Deutsch. „Es macht Spaß, den Jüngeren zu helfen. Ich selber wiederhole dadurch Schulstoff und bekomme einen Einblick, wie es ist, als Lehrer zu arbeiten“, sagt Cagla, die sich vorstellen könnte, einmal Lehrerin zu werden. Nanthicha begrüßt, dass sie selbst die Lernförderung Deutsch nutzen kann. „Ich helfe anderen und mir wird auch geholfen. Eine gute Kombination“, lautet die Meinung der 15-Jährigen.

Andreas Kaiser will die Zusammenarbeit weiter ausbauen. Mit dem kommenden Schuljahr sollen die nächsten Achtklässler angesprochen werden, um den Pool der jungen Lerntutoren zu vergrößern und dementsprechend auch das Angebot für die jüngeren Schüler auszubauen.

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