Rumänienhilfe ist noch nicht am Ziel

Der Verein hat noch viel Hilfe zu leisten, auch wenn Rumänien seit 2007 EU-Gelder erhält.

Vorst. Seit 1994 ist Günter Holdschlag bei der Vorster Rumänienhilfe aktiv. Immer wieder fuhr er mit voll beladenen Lastwagen nach Caransebes, einer 24 000 Einwohner großen Stadt im Südwesten Rumäniens. Einige Fortschritte hat der 69-Jährige in der Zeit gesehen, aber auch Rückschritte. „Das Krankenhaus der Stadt ist mit Geräten ausgestattet, die es in Deutschland vor 50 Jahren gab“, sagt der gelernte Krankenpfleger. Feuchte Wände, fehlende Leuchtröhren in der Deckenbeleuchtung, ein undichtes Dach und mangelnde Hygiene lassen den St. Töniser immer wieder ratlos zurück.

Rund 600 Lkw-Ladungen voller Lebensmittel und Kleidung hat die Rumänienhilfe Vorst seit 1992 nach Caransebes gebracht und viele Menschen fragen die Mitglieder, ob es nicht mal langsam gut sei mit der Rumänienhilfe. „Es stimmt, Rumänien ist in der EU und bekommt Geld aus Brüssel“, sagt Holdschlag, „aber das Geld landet hauptsächlich in Bukarest. In den kleinen Städten kommt davon nichts an.“ Bei seinen regelmäßigen Besuchen vor Ort kann der Senior immer wieder die Not und das Elend sehen. Einfache Holzbuden, schlecht zusammengehämmert, dienen einigen als Unterkunft. Mutlose Menschen ohne Zukunftsperspektive sieht Holdschlag überall. „Es gibt Familien mit Kindern, die sich kein Mittagessen leisten können“, weiß der St. Töniser. Diese Kinder sind es, die die Hilfstransporte aus Deutschland brauchen, sagt er.

Kreisweit sammelt die Freiwillige Feuerwehr immer wieder Lebensmittel, demnächst im November. 30 bis 35 Tonnen kommen pro Jahr zusammen. Die Rumänienhilfe schickt die Lebensmittel zur Caritasstation nach Caransebes, die mit dieser Hilfe 190 Schulkinder täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgen kann. Auch die Senioren des Ortes werden von der Caritas mit Lebensmitteln versorgt.

Außerdem nimmt die Rumänienhilfe an der Süchtelner Straße 55 jeden Montag (außer in den Ferien) von 10 bis 12 Uhr gut erhaltene, saubere Kleidung entgegen. „Die verkauft die Caritas in Caransebes, um von den Einnahmen wiederum Lebensmittel im Ort einzukaufen“, erklärt Holdschlag. Kürzlich waren er und sein Vereinskollege Ulrich Gerhartz wieder vor Ort, um verschiedene Projekte und Familien zu besuchen, die die Rumänienhilfe seit Jahren unterstützt. „Es gibt viel Potenzial, etwa im Tourismus.“ Aber niemand nutze es. „Das liegt auch daran, dass die jungen Leute weg sind“, sagt Gerhartz. Die meisten seien irgendwo in West-Europa unterwegs, um Geld zu verdienen. Die Rumänienhilfe Vorst wird getragen von der Kolpingfamilie, den Kirchengemeinden und der Caritas.

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