Progromnacht: Gedenken an die Mord-Opfer

In einer von Schülern organisierten Feierstunde in St. Tönis wurde an den Nazi-Terror erinnert.

St. Tönis. Dieses Andenken ist den Jugendlichen ein Anliegen. „Die Schüler unserer weiterführenden Schulen haben diese Feier weitgehend selbst organisiert“, sagt Bürgermeister Thomas Goßen nach der Veranstaltung, die an die Pogromnacht vor 73 Jahren erinnert. Etwa 70 Menschen haben sich um 20 Uhr an der St. Töniser Pfarrkirche St. Cornelius versammelt.

Die Schüler verteilen Grablichter. Ein paar Minuten später brechen sie auf. Sie laufen durch die Kirchstraße, über den Marktplatz, am Rathaus vorbei durch die Hochstraße. Vor dem Haus an der Ecke zur Schulstraße gibt es ein kurzes Innehalten. Vor der Hausnummer 65 sind drei, vor der Nummer 67 vier Stolpersteine verlegt, die an frühere Hausbewohner erinnern, die von den Nazis ermordet wurden.

Es geht weiter entlang der Gelderner Straße, in die Kolpingstraße. Beim Mahnmahl am Antoniuszentrum hat die Feuerwehr bereits mit einem Lichtschlauch für Helligkeit gesorgt, wie er sonst im Dunkeln an Unfallstellen zum Einsatz kommt. Arno Sikora, Schülersprecher des Michael-Ende-Gymnasiums, und Sina Kugel als seine Stellvertreterin, lesen mit verteilten Rollen eine Passage aus dem Roman „Damals war es Friedrich“ von Hans Peter Richter. Ein deutscher Junge erlebt, was die Nazis in der Wohnung seines jüdischen Freundes und Nachbarjungen anrichten. „Es stellt sich uns die Frage: Wer wäre ich damals gewesen“, sagen sie und räumen ein: „Die Angst um das eigene Leben ist verständlich.“ Wohl der Grund, warum viele Deutsche schwiegen und wegsahen.

Renz Schaeffer, der evangelische Pastor in St. Tönis, betet für das Licht der Mitmenschlichkeit. „Die Schüler haben die Feier wirklich selbst organisiert“, betont Goßen. „Sie haben sie in dieser Form ins Leben gerufen, den Weg bestimmt, die Plakate und Einladungen gemacht.“ Er findet es wichtig, dass das Andenken begangen wird und immer wieder eine frische Form bekommt. Diese Feier passe auch gut zu St. Martin, das derzeit überall gefeiert werde. Da gehe es auch um Mitmenschlichkeit.

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