Neue Form der Großfamilien

Der Verein Wabe setzt sich mit viel Energie dafür ein, dass in Tönisvorst ein Haus gebaut wird, in dem mehrere Generationen unter einem Dach wohnen.

Tönisvorst. Eigentlich wollen alle, aber trotzdem ist seit Jahren kaum etwas passiert. So ungefähr lässt sich die Sache mit dem Mehrgenerationenhaus in Tönisvorst auf den Punkt bringen. Dabei ist die Idee durchaus charmant.

Engagierte Tönisvorster wollen dafür sorgen, dass mitten in der Stadt ein Haus entsteht, in dem Jung und Alt zusammenwohnen. Eine moderne und zeitgemäße Interpretation der immer seltener werdenden Großfamilie sozusagen.

Dafür machen sich unter anderem Karlheinz Brouns und Franz-Josef Egenolf stark. Die Idee ist vor sieben Jahren geboren worden. „Wie wohnt man im Alter?“ Diese Frage bildete den Kern einer Zukunftswerkstatt.

Dabei geht es nicht nur um Schlagworte wie „Barrierefreiheit“ sondern um elementare Dinge wie soziale Hilfen und eine gegenseitige Vernetzung. Denn in einer Gesellschaft, in der es immer mehr Singlehaushalte gibt und in der die Menschen immer älter werden, droht vielen jenseits der Rente die Vereinsamung.

Ein Mehrgenerationenhaus ist für Brouns und Egenolf die Lösung. Die konkrete Idee verfolgen sie nun schon seit mehr als drei Jahren. 2010 haben sie dafür den Verein Wabe gegründet. Wabe steht für „Wohnen als besondere Erfahrung“, und genau darum geht es den beiden Mitgliedern.

„Wir wollen kein Altersheim, keine abgeschlossene Wohnanlage, sondern etwas Transparentes an dem alle teilhaben können“, sagt Karlheinz Brouns. Wenn es nach ihm geht, sollen bis zu 20 Wohneinheiten entstehen.

Ein Ort dafür ist auch schon gefunden worden. Wenn es nach Brouns und seinen Mitstreitern geht, dann wird das Mehrgenerationenhaus Teil der neuen Ringbebauung rund um den Kirchplatz. Dort steht derzeit noch die ehemalige Grundschule. Dass sie abgerissen wird, ist bereits beschlossen — nur passiert ist bislang nichts.

„Wir wollen nicht, dass man uns das Grundstück schenkt — wir verstehen uns in dieser Sache als Ideengeber“, sagt Karlheinz Brouns. Dazu gehöre auch, für die Stadt Kontakte zu möglichen Investoren herzustellen. „Die Resonanz ist wirklich groß. Jemanden zu finden, der dort bauen möchte, ist kein Problem.“

Das Problem liegt an anderer Stelle. Die Stadt möchte die neue Rundbebauung um die Kirche großflächig angehen und nach Möglichkeit nicht nur das Gelände der Schule bebauen. Doch dafür müssten einige Anwohner Teile ihrer Grundstücke abgeben. Diese Gespräche sind langwierig.

Die Stadt hat bereits Zusagen gemacht. „Im letzten Gespräch hat der Bürgermeister zugesagt, noch in diesem Jahr mit der Bauleitplanung zu beginnen — auch wenn es keine Einigung mit den Anwohnern gibt“, sagt Franz-Josef Egenolf. Dann werde eben nur für das Gelände der Schule geplant.

In drei Jahren könnte das Projekt Mehrgenerationenhaus dann abgeschlossen sein, hoffen die Mitglieder des Vereins Wabe. Zehn Jahre hätte es dann für die Umsetzung gebraucht. „Einige Mitglieder wären dann schon fast zu alt, um davon zu profitieren“, sagt Brouns.

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