Tönisvorst Medeor will ein nationales Hilfswerk werden

Der Bekanntheitsgrad soll weiter steigen. Präsident Siegfried Thomaßen über Anke Engelke, Lobbyarbeit, Haupt- und Ehrenamt.

Tönisvorst: Medeor will ein nationales Hilfswerk werden
Foto: kul

Tönisvorst. Kennengelernt hat Siegfried Thomaßen die action medeor als Vorsitzender des Pfarrgemeinderates von St. Godehard: Damals begleitete er eine Firmgruppe in die Zentrale des Deutschen Medikamentenhilfswerk an der St. Töniser Straße in Vorst — und war gleich von der Arbeit, die dort geleistet wird, schwer beeindruckt. Vor elf Jahren wurde er Mitglied des Hilfswerks, 2007 dann Schatzmeister — und 2014 Präsident. In dieses höchste Amt ist er jetzt bei der Hauptversammlung erneut für drei Jahre gewählt worden.

„Es ist für mich eine Ehre und eine Berufung, das machen zu dürfen“, betont Siegfried Thomaßen, der Vorstandsmitglied der Sparkasse Krefeld ist. Dieser berufliche Hintergrund hilft ihm in seinem Ehrenamt sehr.

Siegfried Thomaßen, Präsident von action medeor, über Unternehmenszweck und klares Management.

Denn das Hilfswerk wird längst geführt wie ein — sozial engagiertes — Wirtschaftsunternehmen, dem fünfköpfigen Präsidium, das alle drei Monate tagt, kommt dabei die Aufgabe eines Aufsichtsgremiums zu. Außerdem berät es den hauptamtlichen Vorstand in „strategischen Fragen“, wie Thomaßen verdeutlicht, „damit das Hilfswerk immer mit den aktuellen Entwicklungen auf der Welt Schritt halten kann“.

In der Tat hat sich die „Notapotheke der Welt“ in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. Die Medikamentenhilfe in fast 100 Ländern mit einem Gesamtumfang von 7,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr ist mittlerweile nur noch ein (wichtiger) Teil der Arbeit, die bei medeor geleistet wird. Ebenso wichtig ist die Not- und Katastrophenhilfe sowie die pharmazeutische Fachberatung, die von Vorst aus geleistet wird — etwa beim Aufbau einer Krankenhausapotheke und einer Hebammenschule in Sierra Leone.

4,5 Millionen Euro sind 2016 aber auch in rund 50 Gesundheitsprojekte rund um den Globus geflossen — mit seit Jahren steigender Tendenz. Dazu gehört zum Beispiel der Aufbau einer Ernährungssicherung in zehn Dörfern in Somalia.

Siegfried Thomaßen spricht hier von Wachstumsprojekten für das Hilfswerk. Und er spricht auch ohne Scheu von Lobbyarbeit, wenn er von dem erst im April eröffneten Berliner Büro erzählt. Der Mediziner Dr. Thomas Menn, Vizepräsident von medeor und ehemaliger Leiter des Krefelder Gesundheitsamtes, soll hier ehrenamtlicher Ansprechpartner für die Bundespolitik sein und Veranstaltungen der Regierung und des Parlamentes besuchen. Der Bekanntheitsgrad von medeor — vor allem als Partner für schnelle Not- und Katastrophenhilfe — soll dadurch weiter gesteigert werden. „Denn wir wollen vom regionalen zu einem nationalen Hilfswerk werden“, sagt Thomaßen dazu.

Die Bekanntheit zu steigern, ist aber noch aus einem weiteren Grund wichtig: Um ihre Aufgaben erfüllen zu können, ist die action medeor auf Spenden angewiesen. Sehr dankbar ist Siegfried Thomaßen in diesem Zusammenhang Anke Engelke: Als einzige Botschafterin des Hilfswerk sorgt sie regelmäßig dafür, dass medeor bundesweit in aller Munde ist — zum Beispiel jüngst bei einem Promi-Special von „Wer wird Millionär?“, bei dem sie 500 000 Euro gewann.

„Unser Unternehmenszweck ist die gute Sache. Um ihn erfüllen zu können, braucht es ein klares, effezientes Management“, betont der Präsident. Bei medeor werde dabei bei allem Wachstum nicht vergessen, woher man kommt: „Uns zeichnet weiterhin die Kombination von Haupt- und Ehrenamt aus. Das geht bei uns Hand in Hand.“

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