Interview mit Helmut Drüggen: Prellbock für die Bürger

Nach 46 Jahren hat der St. Töniser Helmut Drüggen seinen Schreibtisch bei der Stadtverwaltung Krefeld geräumt. Der langjährige Ordnungsamts-Chef blickt zurück.

Tönisvorst. Was war zuerst da: Die Henne oder das Ei? Solche philosophischen Fragen stellt sich Helmut Drüggen erst gar nicht. Der langjährige Leiter des Krefelder Ordnungsamtes hat eine klare Meinung zu den Dingen: „Alles ist eine Frage der Regelung, nicht der Ausführung“, sagt der St. Töniser. Viele kennen ihn in Tönisvorst wegen seiner Tätigkeit bei der CDU. Für diese sitzt er im Stadtrat, er ist ihr Vize-Fraktions-Vorsitzender. Vor 46 Jahren begann er in der Krefelder Stadtverwaltung seine berufliche Laufbahn. Jetzt hat der 64-Jährige Zeit für seine zahlreichen Hobbys.

Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie dann irgend- etwas anders machen?

Helmut Drüggen: Ich würde bei mehreren Dingen heute nicht mehr so impulsiv reagieren. Ich bin im Laufe der 46 Jahre gelassener geworden.

Welche Ihrer zahlreichen Aufgaben hat Ihnen rückblickend am meisten Spaß gemacht?

Drüggen: Am meisten Spaß hat mir 1982 die Verfassungsbeschwerde der Kommunen gegen das Gemeindefinanzierungsgesetz gemacht. Auch Krefeld hat sich daran beteiligt. Das war hochspannend, keine Routine, hochrangige Rechtsvertreter waren unsere Gesprächspartner — und wir haben letztendlich gewonnen. Das hat der Stadt 16,7 Millionen Deutsche Mark erbracht.

Welche Aufgabe hat am meisten Schweiß gekostet?

Drüggen: Mein erster Fall im Ausländeramt: das 18-monatige Kirchenasyl der Familie Manaz im Jahr 2000. Die sollte wegen ihrer illegalen Einreise endgültig abgeschoben werden und suchte Zuflucht in der Altkatholischen Kirchengemeinde. Das war sehr knifflig, denn die Rechtslage war eindeutig. Aber andererseits wollten wir den Kindern helfen, die für ihre Lage doch nichts konnten. Durch die Heirat mit ihrem langjährigen deutschen Freund hat sich für die Mutter die rechtliche Situation dann doch noch zum Guten verändert.

Welches Fazit ziehen Sie daraus?

Drüggen: Einerseits wird von den Mitarbeitern der Stadtverwaltung erwartet, dass sie die von der Politik gemachten Bestimmungen einhalten und umsetzen, andererseits werden die Mitarbeiter bei unliebsamen Entscheidungen alleingelassen. Auch fehlt es oftmals dann an Rückmeldungen von den Verantwortlichen. Sie sind wie ein Prellbock.

Sind die Beschwerden über Politessen ein Reizthema für Sie?

Drüggen: Nein, wenn man mit den Beschwerdeführern selbst spricht, räumen die schnell den begangenen Verkehrsverstoß ein. Oftmals ist es der Ton, der sicherlich beide Seiten erzürnt.

Was hat sich im Laufe Ihres Berufslebens bei der Stadtverwaltung verändert?

Drüggen: Die „Platzergreifung“ der Frauen. Als ich bei der Stadtverwaltung angefangen habe, entschieden sich die Mädchen für die klassische Ausbildung zur Stenotypistin und die Jungs für die Beamtenlaufbahn. Was Männer bis heute schwer einsehen, ist, dass Frauen oftmals bessere Leistungen erbringen. Deshalb dürfte es für mich kein Frauenförderkonzept geben, die Inhalte müssten nämlich längst selbstverständlich sein.

Haben Sie Ihre Berufswahl im Laufe der Jahre bereut?

Drüggen: Nein. Für handwerkliche Berufe bin ich nicht geeignet gewesen. Die Arbeit im öffentlichen Dienst hingegen ist bis heute abwechslungsreich und bietet Sicherheit. Das ist vor allem in Zeiten des Konjunkturrückgangs schon was wert. Umso härter war es für mich, als in verschiedenen Sparrunden wegen hoher Steuerausfälle massiv Stellen abgebaut werden mussten.

Welche Pläne haben Sie für die kommende Zeit?

Drüggen: Erst mal das Leben zu genießen und eine stressfreiere Zeit zu haben. Ich stehe seit meiner Jugend auf Musik von Bruce Springsteen, Bon Jovi und Nickelback und habe deshalb auch schon Karten für das Springsteen-Konzert am 27. Mai in Köln. Darauf freue ich mich.

Sie sind glühender Fan der Krefeld Pinguine. Was wünschen Sie der Mannschaft?

Drüggen: Viel Erfolg, dass sie die Play-offs erreicht und am besten bis ins Endspiel kommt.

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