Tönisvorst Die Stadt Tönisvorst verliert in Zukunft mehr Bäume

Die Verwaltung kündigt an, dass Baumfällungen für neue Gasleitungen nötig werden. Die Grünen kritisieren das scharf - andere Parteien zeigen sich zufrieden.

In Zukunft sollen noch mehr Bäume in Tönisvorst gefällt werden.

In Zukunft sollen noch mehr Bäume in Tönisvorst gefällt werden.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Tönisvorst. Jürgen Cox war im Umweltausschuss empört. Der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen hatte in seinem Antrag von einem „besorgniserregenden Zustand“ gesprochen. Er meinte damit, dass es in Tönisvorst seit etwa zehn Jahren keine Baumschutzsatzung mehr gebe. Er votierte für diese Satzung, zumal immer häufiger Bürger ihr Unverständnis ausdrückten, warum einzelne „Wäldchen“ und einzelne alte Bäume im Stadtgebiet verschwinden würden.

„Ich bin erstaunt über die Vorlage, die ist nicht neutral, darin werden nur die Nachteile aufgeführt“, sagte er an die Adresse von Fachbereichsleiter Marcus Beyer. Dieser wies den Vorwurf zurück, führte unter anderem aus, dass ein Baumkataster zwar wirkungsvoll sein könne, aber eine derartige Erstellung viel zu kosten- und arbeitsintensiv sei. In der Vorlage standen weitere Nachteile einer solchen Satzung: Die Wirksamkeit sei zu gering, zumal nach Erfahrungen anderer Gemeinden aufgrund von Alter, Größe und Stammumfang in 80 Prozent der Fälle sowieso eine Fällung genehmigt werden müsse.

Beyer sah bereits großen Unmut der Bürger auf die Stadt zukommen, wenn durch eine Satzung der Gehölzbestand auf ihren privaten Grundstücken eingeschränkt und reglementiert werde. Auch der Protest der Anwohner oder Nachbarn untereinander würde zunehmen. Außerdem wüssten heutzutage viele gar nicht, welche Gründe zur Fällung von städtischen Bäumen vorgelegen hätten. Und Fällungen aufgrund von Bauvorhaben könne man eh nicht verhindern.

Beyer kündigte an, dass man zukünftig auf dem Gebiet von Tönisvorst durch neu gelegte Gasleitungen noch deutlich mehr an Bäumen verliere. Er meinte abschließend: „Anstatt in die privaten Kleingärten zu gehen, sollte man lieber in Gegenden, wo die Bäume zu eng oder nicht artgerecht stehen, Ersatzpflanzungen vorsehen.“ Konkret wurde er aber nicht, wo man demnächst diese Pflanzungen oder Aufforstungen größeren Umfanges vornehmen könne.

Cox blieb dabei. Er hatte noch angeregt, Schüler und Schülerinnen der weiterführenden Schulen einzubinden: „Die Schüler könnten beispielsweise das Für und Wider einer solchen Satzung erarbeiten.“ Nur Cox votierte für seinen Antrag. Alle anderen Fraktionen waren wohl zufrieden mit der bisherigen Vorgehensweise. Alexander Decher (CDU) meinte zum Antrag noch abwertend: „Eine Baumschutzsatzung ist ein Relikt aus der Vergangenheit.“ Umweltausschuss-Vorsitzender Helge Schwarz (SPD) kommentierte zum Schluss: „Wir sind hier in Tönisvorst auf dem richtigen Weg.“

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