Die AWG sucht ein Grundstück für Wohnen im Alter

Wohnen mit Service für über 80-Jährige und eine Tagespflege mit 16 Plätzen — für diese Drei-Millionen-Pläne würde die Genossenschaft in St. Tönis investieren. Und setzt offensiv auf die Unterstützung der Stadt.

Die AWG sucht ein Grundstück für Wohnen im Alter
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Tönisvorst. Das eine Millionenprojekt ist so gut wie abgeschlossen (Sanierung von Mehrfamilienhäusern am Corneliusplatz), da bringt sich die Allgemeine Wohnungsgenossenschaft (AWG) Tönisvorst für ein nächstes in Position.

Die AWG sucht ein Grundstück für Wohnen im Alter
Foto: Kurt Lübke

Sie will bis zu 600 000 Euro an Eigenkapital investieren und zwölf Wohnungen mit Service für über 80-Jährige errichten. Baulich verzahnt werden soll dieses Gebäude nach Möglichkeit mit einer Tagespflegeeinrichtung mit 16 Plätzen. Für beide Angebote — das Wohnen im Alter und für eine Betreuung über Tag — gebe es in Tönisvorst erhöhten Bedarf (siehe Kasten). Insgesamt kalkuliert die AWG die Kosten für diese Pläne auf rund drei Millionen Euro.

Walter Schöler, Vorstandsmitglied der AWG, blättert in der kommunalen Pflegeplanung für den Kreis. Den Jahresbericht 2017, der jüngst im Kreisausschuss vorgelegt wurde, hat er sich genau angesehen und festgestellt: Im Kreis Viersen fehlen 636 Wohnungen für über 80-Jährige mit Service (etwa Hilfe im Haushalt, bei Einkäufen, begleitete Arztbesuche etc) bis zum Jahr 2020. „Auf Tönisvorst entfallen davon allein 168 Wohnungen. Ein deutlicher Bedarf“, sagt Schöler. Einen „vernünftigen Wohnblock“ wolle man schaffen, sagt Schöler. Über Eigenkapital in Höhe von 20, 25 Prozent der Komplettsumme verfüge die AWG. Auf öffentliche Förderung setzt sie. Was fehlt? Ein Grundstück.

Hier wendet sich Schöler offensiv und öffentlich an die Stadt. Für die zwölf Wohnungen kalkuliert er jeweils 50 Quadratmeter. Macht summa summarum 600 Quadratmeter Wohnfläche. Eine angedockte, aber autarke Tagespflegeeinrichtung mit 16 Plätzen, die den festgestellten Fehlbedarf in Tönisvorst decken würde, kalkuliert Schöler noch einmal 300 Quadratmeter Platzbedarf dazu.

Um das Vorhaben realisieren zu können, ist daher ein rund 1000 Quadratmeter großes Grundstück in Innenstadtnaher Lage notwendig. „Wir haben so eines nicht“, so Schöler und sagt mit Blick auf den AWG-eigenen Immobilienbestand: „Wir müssten einen unserer Mietblocks dafür abbrechen. Das wollen wir nicht.“ Vor vier, fünf Jahren hätte man über den Standort Corneliusplatz (Hausnummer 56, 58, 60) nachdenken können, bevor man ihn modernisiert habe.

Thomas Goßen, Bürgermeister der Stadt, sitzt im Aufsichtsrat der AWG. Er kennt also die Idee, die einstimmig in dem Gremium mitgetragen worden sind. Goßen soll nun den Ball im Rahmen der Stadtentwicklungsplanung weiter in die Politik spielen und das Vorhaben in entsprechenden Ausschüssen zum Thema machen. Zumal gerade die Diskussion um einen zentralen Verwaltungssitz und die mögliche Aufgabe von Standorten wieder an Fahrt gewinnt.

Schöler setzt bei den neuen Plänen auf die Unterstützung der Stadt: „Einen Verkauf von Grundstücken gegen Höchstgebot — diesen Wettbewerb können wir nicht mitgehen.“ Der Anstoß seitens der AWG sei nun gegeben. Konkret will Schöler über seiner Meinung nach geeignete Grundstücke noch nicht reden, um Chancen nicht zu zerreden. Dass er sich einige Standorte vorstellen könne, verhehlt er trotzdem nicht: „Fahren Sie mal offenen Auges mit dem Bürgerbus durch die Stadt. Da gibt es viel zu entdecken“

Manche Chance in bester Lage sieht er als vertan an. Die eingeschossige Bauweise des Kindergartens Marienheim nennt er beispielsweise. Den Parkplatz Neuer Markt, der, so Schöler, zu zwei Dritteln Tecklenburg gehöre, hielte er für einen geeigneten zentralen Verwaltungssitz. Das Parken hätte er in eine Tiefgarage verlegt. Warum nicht auch eine Tiefgarage im vorderen Bereich des Parkplatzes Pastorswall bauen und zur Willicher Straße hin auf eine geschlossene Bebauung setzen, fragt Schöler. Die Kommune müsse sich jedenfalls fragen, was ihr die eigene Mietwohnungs-Struktur wert sei. Deutlich sind die Zahlen der kommunalen Pflegeplanung, die den Bedarf für Tönisvorst ausweist. Die Diskussion kann beginnen (siehe Info-Kasten: „Wo gibt es Flächen?“)

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